You are here

Wildnis in der Großstadt - Teil 1

Wo verstecken sich die tierischen Stadtbewohner?

Wildtiere in der Großstadt - Natürlich Köln

Warum immer in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nahe liegt? Für schöne Landschafts- und Tieraufnahmen eignet sich die Stadt mindestens ebenso gut wie die Weiten der afrikanischen Savanne.

Sogar unsere Großstädte. Trotz dichter Bebauung und tausender Menschen findet die Natur überall Platz, sich auszudehnen.  Mit den Pflanzen, Blüten und Grünflächen kommen auch die Tiere in die Stadt. Parks, Gärten, Friedhöfe und verborgene, naturbelassene Ecken bieten unzähligen Tierarten eine Heimat. Diesen Tieren in der Großstadt werde ich mich hier widmen.

Ich möchte Euch Tipps und Anregungen geben, wie Ihr inmitten der Stadt Tiere und deren Lebensräume aufspüren und fotografisch in Szene setzen könnt.

Verschafft Euch zunächst einen Überblick über die Struktur Eurer Stadt. Wo sind Grünflächen, unberührte Gegenden, Grünstreifen, die durch Straßen, Schienen oder Brachflächen isoliert sind.

Wo sind versteckte Seen, Baggerlöcher und Moorgebiete?   Denn all das gibt es in fast jedem Stadtgebiet. Mal inmitten der hoch frequentierten Bereiche, mal etwas abseits des ganzen Trubels.

Meine wichtigsten Instrumente hierfür sind google-earth und eine große Karte vom Stadtgebiet, die man für kleines Geld beim Katasteramt bekommen kann. 

Tiere in der Großstadt fotografieren

Ich habe mir alle potentiellen Gebiete in der Karte markiert, um einen besseren Überblick zu bekommen, wo in der Stadt tatsächlich naturnaher Raum zu finden ist.

Bevor Ihr losgeht, um den recherchierten Gebieten einen Besuch abzustatten, solltet ihr Euch ein paar Infos über die Tiere, die Ihr fotografieren wollt, einholen.

Wo lebt mein Favorit, was hat er für Gewohnheiten, was frisst er,in welchen Landschaftstypen ist er anzutreffen und wann ist er aktiv? Gibt er Geräusche von sich, die seine Anwesenheit, lange bevor man ihn sieht, verrät?

Unsere eingewanderten Halsbandsittiche hier in Köln sind ein gutes Beispiel. Jeden Morgen kommen sie von ihren im Norden gelegenen Schlafplätzen ins Stadtgebiet eingeflogen.

Sie verraten sich schon früh durch ihr lautes Schreien, kommen in kleinen Gruppen geflogen und verteilen sich auf die Kölner Parks. Sie bevorzugen Platanen und brüten im zeitigen Frühjahr. Ihre Nahrung besteht aus Sämereien, häufig aus Pappel- oder Buchentrieben.

Mit dem Wissen über die Gewohnheiten könnt Ihr losziehen und den geeigneten Ort suchen, an dem Ihr Euer Foto machen wollt.

Zum Beispiel frühmorgens an einer Platane wartend, am besten im Frühjahr, wenn die Bäume noch etwas licht sind. Wenn in der Nähe noch Pappeln wachsen, deren Triebe gerade grün werden (oder andere Arten), dann kann man sich bei den ersten Schreien der Vögel bereits in Stellung bringen, um die landenden Vögel mit kurzen Verschlusszeiten einzufangen. 

 Sven Meurs

Dieses Beispiel lässt sich auf viele Arten anwenden, ist natürlich aufwändig und hemmt das spontane Durchstromern der Natur, das mindestens genauso viel Freude bereit. 

Natürlich lohnt auch das auf jeder städtischen Grünfläche, denn Insekten, Amphibien oder Reptilien lassen sich durch menschliche Anwesenheit nicht aus der Ruhe bringen. 

 Sven Meurs

Bei der Suche nach meinem Lieblings-Stadttier, dem Fuchs, bin ich auf die Recherche mit Karten und auf Aussagen von Menschen, die Füchse gesehen haben, angewiesen.

Wilde Füchse in Köln 

Wo hat der Fuchs seinen Bau?  Wer suchet, der findet! Und so durchforste ich die Karte nach Orten, die vermutlich nur sehr selten von Menschen betreten werden.

Der Fuchs findet dutzende Orte in der Stadt, um seinen Bau anzulegen. An Verkehr, Lärm und Straßen sind die Füchse längst gewöhnt, nur wir Menschen behagen ihnen einfach nicht.

Ich schaue besonders auf naturbelassene, unbebaute Orte, die durch Schienen und Straßen isoliert sind.

Kreuzungen, Straßenschlaufen und Autobahnauffahrten, die durch ihre Bauart kleine Flächen isolieren, sind wie gemacht für Meister Reineke, um dort ungestört im Frühjahr seine Jungen zur Welt zu bringen.

Um nicht stundenlang vergebens zu warten, nutze ich die Technik der Wildkameras, um mir vorab einen Überblick zu verschaffen. Gut versteckt platziere ich die Kamera an potentiellen Wildwechseln.

Wildkamera

 

Am nächsten Morgen bin ich klüger. Leben an der von mir gewählten Stelle tatsächlich Füchse? Oder sind nur Menschen, Hunde und Katzen auf der Kamera?

Sollte tatsächlich ein Fuchs auf dem Chip gebannt sein, hilft wieder das Wissen über die Tiere weiter. Im Mai verlassen die Jungtiere den Bau, dann ist die Chance am Größten, die Tiere zu beobachten.

Sie verbringen die meiste Zeit in unmittelbarer Nähe zum Bau, streifen in den angrenzenden Gebieten umher und lassen sich mitunter erfolgreich beobachten.

Auch das Wissen um die Aktivität der Tiere vermeidet langes Warten. Leider bleiben in der Stadt nur wenige Momente, um den Fuchs zu fotografieren.

Im Mai reicht das Licht meist erst bei Sonnenaufgang und schon kurze Zeit später erwacht die Stadt und der morgendliche Berufsverkehr setzt ein und lässt die Füchse bis zum Abend im Bau verschwinden.

Noch lange sind in den Grünanlagen und auf den Straßen die Menschen unterwegs.

 Sven Meurs

Erst wenn sich der Trubel etwas gelegt, hat kommt der Fuchs wieder aus seinem Bau hervor. Die Sonne ist schon fast wieder hinter dem Horizont verschwunden und das für uns Fotografen so wichtige Licht neigt sich dem Ende.

Um so größer ist die Freude, wenn es uns dennoch gelingt, einen dieser heimlichen Stadtbewohner auf unserem Chip zu bannen.

 Sven Meurs

Das Wissen um die Gewohnheiten der Stadttiere und die Recherche zu potentiellen Lebensräumen sind also die Vorarbeit, die wir auf dem Weg zum Fotografieren von städtischen Wildtieren in jedem Fall leisten sollten.

Die praktische Umsetzung, sowie die Vorteile und Tücken der Tierfotografie in der Stadt möchte ich Euch beim im nächsten Beitrag vorstellen.

Und nun, viel Freude beim Ausprobieren und Auffinden der Stadttiere!

Herzlichst,

Euer Sven Meurs

Alle hier gezeigten Texte und Fotos unterliegen dem Urheberrecht des Autors.

Vielleicht interessierten Euch auch folgende Filme zu Natur- und Tierfotografie:

Naturfotografie in der Stadt

Naturfotografie, Berlin, wildes berlin, tierfotografie

Ingo Seehafer Naturfotografie Eisvogel

Klaus Echle - Naturfotografie im Schwarzwald

Masuren, Tierfotografie, Störche, Kraniche, Vogelfotografie


Naturfotografie, Dietmar Nill, Tierfotografie

Roberto Siniscalchi Makrofotograf naturfotografie

 

28. August 2015 - 11:36

Alle Beiträge zum Thema Tierfotografie