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Heimische Tiere zu jeder Jahreszeit

Herbst:  Hirsche im Königsforst

Wildnis vor der Haustüre, und das zu jeder Jahreszeit! Um wilde Tiere zu erleben, muss es nicht immer eine teure Safari ins Okavango-Delta sein. Auch wenn diese natürlich ihre Reize hat.

Füchse, Rehe und Hirsche gibt es auch in heimischen Gefilden zu entdecken. Zur richtigen Zeit, am richtigen Ort lassen sich scheue Waldtiere mit etwas Geduld, Vorbereitung und der richtigen Tarnung auch in Deutschland beobachten und fotografieren.

Seien es die Rehe in den Weinbergen im Wonnegau, die überwinternden Gänse am Niederrhein, Hirsche im Königsforst oder Fuchswelpen im Vogelsberg.

Wildnis ist überall, auch direkt vor unserer Haustüre!

In den folgenden Blog-Beiträgen wollen wir uns genau diesen Tieren widmen. Um zu jeder Jahreszeit Tiere vor die Linse zu bekommen.

 Hirsche in heimischen Gefilden            
Eines ist sicher – Rotwild ist in unseren heimischen Wäldern zu Hause. Zumindest in großen, zusammenhängenden Waldgebieten. Ursprünglich war das Rotwild ein Steppenbewohner, wie man es heute noch auf den britischen Inseln sieht.

Bei uns hat der Hirsch sich immer mehr in den Wald zurück gezogen, zu hoch sind die Störungen durch den Menschen. Obwohl die männlichen Tiere bis zu 200 Kilogramm schwer werden und damit die größten Tiere in unseren Wäldern sind, trifft man so gut wie nie auf sie, wenn man Spaziergänge durch den Wald macht.

 Hirsche in heimischen Gefilden

Im Königsforst, keine 15 Fahrminuten von Köln entfernt, findet man noch eine gesunde Population Rotwild. Und wenn Mitte September bis Mitte Oktober die Brunftzeit (Paarung) ansteht, hat man eine realistische Chance, die Tiere mit der Kamera einzufangen.

Auf sogenannten Brunftplätzen kommen die Tiere allabendlich zusammen. Aber wie findet man solch einen Brunftplatz?

Wer einen Förster, Jäger oder Waldarbeiter kennt, ist klar im Vorteil. Menschen, deren Arbeitsplatz der Wald ist, wissen meist, wo man im Herbst das Rotwild beobachten kann.

Für die anderen heißt es: Suchen. Zum Glück gibt es ja googleearth! 

Die Umgebung um Euer Zuhause ist schnell nach einem großen Waldgebiet abgesucht. Danach wird die Arbeit akribischer!

Jetzt heißt es, große Lichtungen entdecken. Freiflächen, die nicht am Wegesrand liegen, schwer zugänglich sind und fernab jeder Straße oder Schiene.

300 Meter lang kann solch ein Brunftplatz ohne Weiteres sein, daher fallen viele kleine Lichtungen von vorneherein aus der Suche heraus.

Einen Pluspunkt bieten Lichtungen, die in der Nähe von Seen oder flachen Teichen liegen, denn die Hirsche nutzen die Wasserstellen, um sich von der anstrengenden Brunft abzukühlen.

 Hirsche in heimischen Gefilden

Ich persönlich mache mir immer wieder Ausdrucke und färbe die potenziellen Plätze farbig ein.

Mit der so entstanden Karte geht es dann in die Natur. Kurz vor Sonnenuntergang begebe ich mich an meine Auswahlplätze, in sicherer Entfernung warte ich darauf, ein Röhren zu vernehmen.

Der dumpfe Schrei des Hirsches verrät seine Anwesenheit schon von Weitem.

 Hirsche in heimischen Gefilden

Natürlich klappt das nicht immer gleich beim ersten Mal. So heißt es, sich Zeit nehmen, ruhig auch im Dunkeln weiter gehen und nach den Plätzen Ausschau halten.

Irgendwann wird das lang ersehnte Röhren schon ertönen! - Nun nicht gleich loslaufen und mit Getrampel auf dem Brunftplatz erscheinen.

Zwar sind die Hirsche in der Brunft lange nicht so aufmerksam wie den Rest des Jahres, aber vor allem das Kahlwild (Hirschkühe) hat scharfe Sinne und nimmt jede Bewegung und jedes Geräusch wahr.

 Hirsche in heimischen Gefilden fotografieren

Leider ist die Zeit, die zum Fotografieren bleibt, sehr begrenzt. Erst bei Sonnenuntergang verlassen die Tiere ihre Verstecke und begeben sich auf die offenen Flächen und schon bald nach Sonnenaufgang sind sie wieder verschwunden. Nicht gerade die besten Voraussetzungen für uns Fotografen. Aber genau das macht für mich den Reiz bei der Tierfotografie aus.

Morgens oder abends losziehen, das bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Aber zu Tagesbeginn wird das Licht stetig mehr, Abends ärgere ich mich mit jeder erhöhten ISO-Zahl über das schwindende Licht.

Tierfotografie bei wenig Licht

 Hirsche in heimischen Gefilden fotografieren

Obwohl unsere heutigen Digitalkameras bestens für die Available-Light Fotografie ausgerüstet sind und ISO-Werte von 2500 immer noch für rauscharme Bilder sorgen.

 Hirsche in heimischen Gefilden fotografieren

Lange Brennweiten ab 200mm sind für die Hirschfotografie unabdingbar und da diese wiederum Einfluss auf unsere Verschlusszeiten haben, ist ein Stativ obligatorisch. Aus der Hand bekommen wir um diese Tageszeit wohl kein scharfes Bild zustande.

In den Fotorucksack gehören also am besten keine Vollformat-Kameras, da sie nur Brennweite stehlen.

Packt die größte Brennweite ein, die Ihr zu Hause habt, verzichtet aber besser auf Telekonverter & Co., denn diese gehen auch auf Kosten des Lichts.

Noch wichtiger als das Equipment zum Fotografieren ist die richtige Tarnung. Schon lange vor dem ersten Fotoansitz besuche ich tagsüber die Stellen, an denen ich fotografiere.

Ich suche den besten Weg zur Lichtung, den ich auch bei Dunkelheit gehen kann, ohne auf Äste zu treten und zu viel Krach zu machen.

Woher weht der Wind? Das ist eine der zentralen Fragen in der Tierfotografie. Unseren Ansitz sollten wir immer so planen, dass wir uns gegen den Wind verstecken. Der Wind kommt also aus Richtung unseres Motivs!

Als Tarnung eignen sich verschiedenste Utensilien. Stöbert im Internet, dort gibt es alles Mögliche zu kaufen. Vom Tarnzelt über den Tarnanzug bis hin zu carmouflagefarbenen Stoffen.

Wichtig ist vor allem, keine grelle & helle Kleidung zu tragen. Und die großen offenen Hautpartien, Hände und Gesicht solltet Ihr möglichst verstecken.

Also, Handschuhe an, Gesicht anmalen oder eine Sturmmaske tragen.

Von sperrigen Zelten würde ich Euch jedoch abraten, da sie beim Aufbau viel zu laut sind. Ich benutze meist tarnfarbene Stoffe, die ich teils in Fetzen geschnitten habe und über Kamera, Objektiv und Stativ hänge.

 Tarnung in der Tierfotografie

Handschuhe, Schal und Mütze in Oliv reichen meist aus, da der Großteil von mir hinter dem Stativ samt Kamera verschwindet.

 Hirsche in heimischen Gefilden fotografieren

Mindestens ebenso wichtig wie die Tarnung ist die Bewegungslosigkeit. Rotwild hat unglaublich gute Sinne und bemerkt jede Bewegung.

Und so heißt es still sitzen, nicht knistern und husten, dann klappt es auch mit den Hirschen! Und wenn es beim ersten Mal nicht gleich so funktioniert wie Ihr es Euch vorgestellt habt,.... die nächste Hirschbrunft kommt bestimmt!!!

Und nun, viel Freude beim Ausprobieren, Auffinden und Fotografieren der Wildnis vor der eigenen Haustüre!

Herzlichst,

Euer Sven Meurs

Alle hier gezeigten Bilder und Texte unterliegen dem Urheberrecht des Autors.

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7. Oktober 2015 - 16:50

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