Karsten Enderlein über seine Fotografie

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Die Ästhetik der Vergänglichkeit
Play it again...
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1 h 21 m 03 s
04.09.2025

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Karsten Enderlein – Ein Fotografenleben

Aufzeichnung der Live-Session mit dem Fotografen

Karsten Enderlein fotografiert seit fünf Jahrzehnten – und hat in dieser Zeit nicht nur die Industrie in Szene gesetzt, sondern auch eine ganz eigene Bildsprache entwickelt, die sich konsequent zwischen Klarheit und Reduktion bewegt. In dieser Live-Session vom 26. Juni 2025 sprach er über seinen Weg durch die Fotografie: vom langjährigen Industriefotografen bei thyssenkrupp bis hin zum freien Künstler, der sich in seinen aktuellen Arbeiten intensiv mit Erinnerung, Abwesenheit und dem Sichtbarmachen innerer Bilder beschäftigt.

Sein fotografisches Selbstverständnis bringt Enderlein auf eine einfache Formel: „Ich fotografiere nicht, was ich sehe – ich fotografiere, was ich denke.“ Fotografie ist für ihn kein spontanes Erfassen, sondern ein bewusster Prozess: Ein Gedanke, der sich formt, ein Konzept, das entsteht, eine Komposition, die durchdacht wird – und erst dann ein Bild.

Aktueller Anlass für diese Session ist sein 50-jähriges Fotografenjubiläum, das in mehreren Ausstellungen gewürdigt wird: Im LWL-Museum Henrichshütte Hattingen zeigt eine große Werkschau die Spannweite seines Schaffens – von Industriefotografie über künstlerische Serien bis hin zu freien Projekten. Und im Rahmen der Rencontres d’Arles 2025 wird ein Werk aus seiner Vincent-van-Gogh-Serie zur offiziellen Ausstellungseröffnung präsentiert.

Den Schwerpunkt des Abends bildet seine aktuelle freie Arbeit LEER|RAEUME – Episoden der Erinnerung, in der Karsten Enderlein sich mit den sichtbaren Spuren derer beschäftigt, die nicht mehr da sind. Nach Gesprächen mit Hinterbliebenen fotografiert er Orte, Gegenstände und leere Räume, die mit verstorbenen Menschen verbunden sind – nicht dokumentarisch, sondern als emotionale Bildinszenierungen zwischen Erinnerung und Neudeutung.

Ob der Schuhputzkasten des Vaters, der Weg des Ehemanns zur Arbeit oder der Gartenstuhl der Mutter – es sind kleine Dinge, die in der Abwesenheit Bedeutung gewinnen. LEER|RAEUME ist ein stilles, eindringliches Projekt über Verlust und Verbundenheit, über Erinnerungsarbeit mit fotografischen Mitteln.

Als Host der Session war Antje Terhaag dabei. 

Karsten Enderlein (*1956) war zwischen 1975 und 2014 als Industriefotograf für den Thyssen- bzw. thyssenkrupp-Konzern tätig und prägte über Jahrzehnte die Bildsprache des Unternehmens. Mit seinem Gespür für Licht, Form und Struktur gestaltete er den fotografischen Wandel vom Analogen zum Digitalen aktiv mit. Seit 2014 widmet er sich freien fotografischen Arbeiten, die sich mit Menschen, Räumen, Erinnerung und inneren Bildern beschäftigen. Sein Ansatz ist konzeptionell, seine Bildsprache klar und zurückhaltend. Jedes Bild entsteht aus einer gedanklichen Auseinandersetzung – bewusst komponiert, ohne Überfluss, mit fotografischer Haltung. Anlässlich der großen Jubiläumsausstellung erscheint im Aschendorff-Verlag ein begleitender Katalog mit Texten der Historikerin Astrid Dörnemann und einem ausführlichen Interview mit dem Fotografen selbst.