You are here

Frühling fotografieren

Wie fotografiert man den Frühling, mit welchen Motiven und Kameraeinstellungen kann ich emotionale Lichtstimmung und Bildwirkung erzeugen? All das erfahrt Ihr in diesem Beitrag.

Den Frühling fotografieren

Mit Frühling verbindet man Begriffe wie neu, frisch, farbig, dynamisch, lebendig …

Um das in einem Frühlingsbild auszudrücken, suche ich Metaphern, welche diese Begriffe wiedergeben. Bei “frisch” bieten sich zum Beispiel Tautropfen an, “farbig” ist im Frühling kein Problem, denn hier steht eine Vielzahl an Blüten zur Verfügung.

Um mehr Emotionen in das Bild zu bringen, kann man mit verschiedenen Kontrast-Elementen arbeiten. Für die Begriffs-Metaphern “dynamisch” und “lebendig” bieten sich hell - dunkel, rau - glatt oder scharf - unscharf an, für “lebendig” passt dann wieder alt - neu (verwelkt - junge Blüte) oder kalt - warm (Frost - Sonne).

Erst diese Kontraste und ihre Kombinationen machen ein Bild interessant und vermitteln “Emotionen”.

Schauen wir uns verschiedene Umsetzungen davon an.

Märchenlook mit offener Blende und Wiesentau.

Der Frühling kommt - packt die Kameras aus

Einstellung ISO100, Blende f/8, 100mm, 1/125sec., Lichtsetup: Sonne

Besonders reizvoll finde ich einen geringen Schärfeverlauf in Verbindung mit Wassertropfen (Frische), welche das Sonnenlicht (Wärme) reflektieren.

Durch die Unschärfe im Hintergrund werden die Tautropfen zu verschiedenfarbigen Lichtbällen. Einen geringen Schärfenverlauf bekommt man mit einer offenen Blende (kleiner Blendenwert), großer Brennweite (z. B. 100mm) sowie geringem Abstand zum Motiv.

Um etwas “Licht-Dynamik” in das Bild zu bekommen, arbeiten wir hier noch mit einem “hell-dunkel” Verlauf, von links oben nach rechts unten. Das heißt, bei der Motivwahl sollte man auch auf die umgebenden Lichtverhältnisse achten und diese in das Gesamtkonzept mit einbeziehen.

Nachhelfen lässt sich in der Bildbearbeitung, in dem man “hell-dunkel” Verläufe im Foto durch einen Verlaufsfilter verstärkt.

Zusätzlich hebt sich die Blüte noch durch ihre Farbe klar vom Vorder- und Hintergrund ab (Farb-Kontrast).

Dann noch eine sehr niedrige Perspektive (Bodenkontakt) wählen, um das Gegenlicht der tief stehenden Morgensonne optimal einzufangen.

Den Bildlook könnte man unter “Märchenstil” einordnen, das Rezept dazu wäre:

  • Morgentau
  • tief stehende Sonne
  • Wiese mit Blüte
  • ein geringer Schärfenverlauf (offene Blende)
  • ein “hell-dunkel” Verlauf
  • etwas Weichzeichnung in den hellen Tonwerten (Bildbearbeitung)
  • ein leichter Pastellton, tiefe Tonwerte dezent grün und helle Tonwerte dezent gelb einfärben (Bildbearbeitung)


Tipp: Mehr über selektive Schärfentiefe erfahrt Ihr in unseren FotoTV. Filmen mit Naturfotograf Hans-Peter Schaub Selektive Schärfentiefe 1  und Selektive Schärfentiefe 2

Biene bei der Arbeit – Schärfeverlauf bei windigen Aufnahmebedingungen.

Der Schärfeverlauf macht's

Einstellung ISO100, Blende f/2.8, 1/250sec., 100mm, Lichtsetup: Sonne

Bei diesem Bild gab es ein “Wind” Problem, dieser bewegte ständig die Blüten mit den Bienen. Dadurch wurde es sehr schwierig, den Bienenkopf scharf zu fokussieren.

Eine Möglichkeit, um sich das Fokussieren etwas zu erleichtern, wäre, den automatischen Fokus auf Servo umzustellen. Das heißt, der Fokuspunkt, den ich anvisiere, stellt sich ständig automatisch scharf.

Damit man auch den richtigen Augenblick erwischt, wählt man den Modus “Reihenaufnahme”.

Die Blende war auf f2.8 eingestellt, also eine ziemlich “offene” Blende, um eine geringe Schärfentiefe zu bekommen.

Damit werden störende Hintergründe so weichgezeichnet, dass diese nicht mehr auffallen.

Die Verwacklungs-Unschärfe durch Windbewegung lässt sich zusätzlich mit einer sehr kurzen Verschlusszeit vermeiden.

Mit den Kontrast-Elementen “Schärfe- und Helligkeitsverläufe” wird ein Bild nicht nur dynamischer, man kann auch die Blicke des Betrachters steuern.

Bei dieser Biene ist nur der Kopf scharf abgebildet und gleichzeitig hebt sich dieser deutlich vom hellen, unscharfen Hintergrund ab.

So entsteht eine gute Basis, damit sich der Blick des Betrachters zunächst auf den Bienenkopf konzentriert, um im Anschluss die restlichen Bildelemente wahrzunehmen (Schärfe-Unschärfe-Kontrast).

Denn wir tendieren dazu, helle Bildelemente zuerst anzuschauen. Mit diesem Wissen kann man bei der Bildgestaltung darauf achten, Helligkeitsschwerpunkte so zu setzen, dass diese das Hauptmotiv im Bild unterstützen.

Bildbearbeitung die den Bildlook unterstützt:

  • eine Vignettierung, weil diese den Betrachter mehr in die Bildmitte zieht.
  • die Farbtemperatur mehr ins Gelbe verlegen
  • die tiefen Tonwerte mehr ins Rote
  • eine Nachschärfung gab es nur beim Bienenkopf und ein paar Blütenteilen

Frost und Sonne

Frost und Sonne - eine schöne Kombination

Frost und Sonne - eine traumhafte Kombination

Einstellung ISO100, Blende f4, 1/100sec., 100mm, Lichtsetup: Morgensonne

Die letzten Frostboten stemmen sich gegen den Frühling. Typische Wetter-Klima-Kontraste sind auch eine interessante Möglichkeit, den Frühling in einem Bild darzustellen.

Nicht nur Tautropfen und Blüten stellen eine interessante Kombination dar, sondern auch Eiskristalle auf der Blüte im Gegenlicht.

Die intensiven Abbilder der Kristalle, die sich auf der zarten Blütenoberfläche abzeichnen und im Gegenlicht samtig schimmern, könnte man durchaus als “Struktur-Kontrast” bezeichnen.

Kontraste verhelfen generell einem Bild zu mehr Dynamik. Hier ist gar nicht mal die Art der Blüte entscheidend, sondern nur der jeweilige Ausschnitt.

Das bedeutet, schön nah ran ans Motiv gehen und dabei den Bodenkontakt nicht scheuen. Wie so oft hilft eine tief stehende Sonne, um schöne Lichtverläufe (hell-dunkel Kontrast) zu erhalten.

Bildbearbeitung die den Bildlook unterstützt:

  • ein dunkler Verlauf von oben nach unten
  • Nachschärfen der Eiskristalle
  • Verstärkung der Weichzeichnung des Hintergrunds durch zusätzliches Entrauschen

Frühlingsgefühle – Pastell-Look

Zarter Pastelllock im Frühling

Einstellung: ISO500,  Blende f8, 1/150sec., 100mm, Lichtsetup: Sonne

Zarte Frühlingsfarben und ein heller, weicher Gesamteindruck symbolisieren für mich das wiedererwachte Leben – gefallen sollen die Bilder den romantischen Pflanzenfreunden.

Damit der helle und weiche Gesamteindruck entsteht, sollte allgemein viel Licht vorhanden sein und der Hintergrund sowie Teile des Hauptmotivs schnell ins Unscharfe laufen.

Denn dadurch verschwimmen die Farbtöne. Am besten geht das mit langer Brennweite (100mm) und kleinem Blendenwert.

Hier gilt auch wieder "ran ans Motiv", und zwar in tiefster Gangart oder sogar schon mit Bodenkontakt ;) Falls Rücken und Knie nicht ganz in Topform sind, hilft auch ein Klappdisplay. ;)

Damit die Farben “zarter” aussehen und einen Pastell-Look bekommen, kann uns bei der Bildbearbeitung Lightroom weiterhelfen:

  • Belichtungs- und Weiß-Regler anheben
  • die dunklen Bildteile über den Tiefen- und Schwarz-Regler aufhellen
  • mit der Sättigung extrem runter, dafür mit der Dynamik nach oben
  • dadurch werden die kräftigen Farbtöne gemildert, die zarten Töne hingegen gestärkt
  • in der Teiltonung wird der Farbton in den Höhen und Tiefen genau dem Farbton angepasst, der in den hellen und dunklen Tonwerten des Bildes dominiert

Ausrüstung

  • Kamera: Canon EOS 5D Mark III
  • Objektive:
  • Canon EF 24-105mm 1:4,0 L IS USM
  • Canon EF 50mm 1,4 USM
  • Canon EF 100mm f/2.8L Macro IS USM
  • Funkfernauslöser: Giga T Pro II (Intervall Timer & Wireless Remote Control) geht aber auch über Kabel
  • Grauverlaufsfilter: cokin p.121S, p.121M, p.121L
  • Stativ: GITZO GT1551T
  • Software: Lightroom, Photoshop CC, Plugin NIK Filter, Topaz Clarity

Alle hier gezeigten Bilder und Texte unterliegen dem Urheberrecht des Autors.

Zum Fotografieren von Frühblühern haben wir einen Film mit Markus Botzek. Hier ansehen:

Frühblüher fotografieren

Vertiefende FotoTV. Filme zur Natur- und Makrofotografie findet Ihr hier.

Kreative Fotografie im Frühlingswald, Techniken und Objektive in der Makrofotografie

Kreative Fotografie im Frühlingswald, Techniken und Objektive in der Makrofotografie

Naturfotos, Lichtgestaltung, Einfluss von Licht

heinz-teufel-blumenfotografie-naturfotografie
20. März 2017 - 11:27

Alle Beiträge zum Thema Naturfotografie