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Models auf Pfoten: Wie man die Vierbeiner im besten Licht erscheinen lässt

Hundefotos
Ein bildschöner Golden Retriever, in entspannter Pose und in vorteilhaftem Licht – solche Fotos sind nicht besonders schwierig, aber ein paar Dinge gibt es bei der Aufnahme zu beachten. 5DMk II mit EF 70-200 f/2.8 IS II auf 140 mm, ISO 100, f/4, 1/250 Sekunde, Av-Modus.

Badi (kurz für Bademeister, so haben ihn die Kinder getauft) ist ein reinrassiger bildschöner Golden-Retriever-Rüde, der bei mir für drei Tage zu Gast war, während Herrchen und Frauchen auf Städtetour gefahren sind. Badi ist nett, sanftmütig, und vor allem natürlich fotogen. Nachdem wir uns mithilfe einer Großpackung Wiener Würstchen ein wenig angefreundet hatten, habe ich von Badi eine Porträtserie mit Tageslicht aufgenommen.

Mit einer Vollformat-Kamera und einer Porträt-Telelinse ist das eigentlich relativ einfach, allerdings sollte man vorher nach Orten suchen, an welchen das Licht günstig ist. Dann muss man den Hund zu einem schönen Posing überreden, und im Anschluss steht auch noch ein wenig Photoshopping an.

Die Location und das Licht

Bei der Wahl der Location ist es wichtig, dass das Licht von oben abgeblockt wird. Wenn das der Fall ist, dann bleibt nur noch weiches, frontales Licht von vorne übrig, das das Porträt optimal beleuchtet. Wenn das nicht der Fall ist, kommt das Gros des Lichts von oben und dunkle Waschbäraugen sind die Folge. Die Abschattung kann von einem Baum kommen, von einem Sonnenschutz, oder von einem Gebäude – Türeingänge, Tore, oder auch Brücken sind prima geeignet.

 Hundefotos
Die erste Location: ein kleiner Birkenhain bei uns um die Ecke. Die Bäume sorgen dafür, dass das Licht von oben abgeschattet wird. Über bleibt nur das weiche frontale Seitenlicht und Gegenlicht.

Wenn dann der Hintergrund auch noch hell ist und nicht öd dunkel absäuft, dann passt die Location perfekt. Für schönes Bokeh im Hintergrund wählt man dann sinnvollerweise eine Linse im Bereich von vielleicht 85 mm bis 200 mm (am Vollformat), nahezu offenblendig, und schaut auch, dass nach hinten, hinter dem Tier, Freiraum ist. Nur auf Abstand und nur im dezenten Gegenlicht entstehen die begehrten schönen Bokeh Bubbles.

Das Posing

Im Gegensatz zu menschlichen Models kann man einen Hund am gewünschten Platz einfach anleinen. Die Leine wird dann später weggestempelt. Ansonsten ist es schön, wenn das Tier in Richtung der Kamera schaut. Hier hilft zum Beispiel ein Quitscheentchen oder ähnliches. Wie Ihr auf dem letzten Foto sehen könnt, ist Badis Lieblingstier ein ziemlich ekliger, vollgesabberter Stoffhase. :-)

Die Fotos

Für einen weichen Hintergrund empfehlen sich eine weit geöffnete Blende und eine lange Brennweite. Und dann geht man so nahe ans Modell ran wie möglich. Ich habe die meisten Fotos im Modus Av aufgenommen, mit der Displaylupe die Ergebnisse kontrolliert und teilweise per +03/–0,3 EV dann nach Augenschein die Belichtung etwas nachkorrigiert.

Das Photoshopping

Badi sabbert, und das macht sich auf den Fotos nicht so schön. Solche kleinen Makel sollte man retuschieren. Ansonsten habe ich noch die Leine weggestempelt, die Farben ein wenig ins Warme verschoben und eine leichte Vignette eingefügt. In den Bildern seht Ihr den Vorher-/Nachher-Vergleich.

Schöne Hundefotos

Hundefotos
Ein wenig Photoshopping brauchen die Fotos, aber das ist schnell gemacht: Leine wegstempeln, leichte Vignette (Wald dunkler, Badi heller), etwas wärmere Farben, fertig.

Crop-Format? 

Solche Fotos gelingen auch mit einer Crop-Kamera im APS-C- oder DX-Format. Das Bokeh ist dann nicht ganz so ausgeprägt, aber wenn Ihr zum Beispiel ein Telezoom 70-200 f/2,8 einsetzt, auf 200 mm, dann wird Euch auch damit butterweiche Unschärfe gelingen. Diese Linsengattung reicht preislich von 500 bis 2.000 €. Besonders preiswerte Exemplare kommen von Tamron und Sigma und haben keine Bildstabilisierung – ein Einbeinstativ kann dieses Manko aber gut wieder wettmachen. Für Porträts auf kurzem Abstand bieten sich etwas kürzere Linsen an, zum Beispiel 85 f/1,8 am Vollformat oder 50 f/1,8 an APS-C / DX.

Hundefotografie
Hier noch ein Foto im Gras.

TierfotografieUnd hier ein Foto vom gleichen sonnigen Nachmittag, zu Hause. Hier liegt Badi im Balkoneingang. Die Zimmerdecke sorgt für die Abschattung des Tageslichts von oben. Wieder bleibt nur vorteilhaftes weiches, frontales Licht übrig – sichtbar an den Catchlights und den hellen Augenhöhlen. 5DMk II mit EF 85 f/1.8 auf f/2,2 mm, ISO 200, 1/125 Sekunde, M-Modus.

Also, nichts wie ran an die Porträts von Euren vierbeinigen Lieblingen!

Alle hier gezeigten Bilder und Texte unterliegen dem Urheberrecht des Autors.

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