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Modellsuche für Aktfotografie - Teil 2

Nach den ersten grundlegenden Überlegungen zur Modellsuche für Einsteiger in die Aktfotografie im vorherigen Blogbeitrag geht es heute um die eigentliche Modellsuche. Viel Spaß beim Lesen.

II.  Die eigentliche Modellsuche:

Ich habe nachfolgend nicht abschließend Möglichkeiten der Modellsuche aufgeführt. Sicher ist nicht jede Methode für jeden geeignet. Aber es wird für jeden sicher eine Anregung dabei sein. Lasst Euch nur auf die Methoden ein, mit denen ihr Euch wohl fühlt. Lasst Euch von Misserfolgen nicht entmutigen! Denkt an Walt Disney: Für seinen Traum von einem Freizeitpark, musste er mit über 300 Banken sprechen. Hätte er vorher aufgegeben, wäre die Welt um vieles ärmer (oder – je nach Sicht – ihr einiges erspart geblieben).

1.  Direkte Ansprache potentieller Modelle oder durch Freunde

Die direkteste Möglichkeit ist es, Modelle direkt anzusprechen. Man begegnet „geeigneten“ Menschen auf der Straße, im Bus, in der Bahn, auf Partys oder in Clubs. Mir ist das schon oft so gegangen … allein: Ich kann es nicht!

Es erfordert eine Menge Mut und Schlagfertigkeit, auf fremde Menschen zuzugehen. Ich selbst komme da oftmals nicht authentisch und souverän herüber und deshalb hat diese Methode bei mir in der Regel nicht zum Erfolg geführt.

Aber inzwischen sehe ich darin keinen Makel! Ich habe andere Stärken! Andererseits gibt es Menschen, die so locker auf andere zugehen, dass das Modell sprichwörtlich schon bei der Ansprache alle Kleidung in alle vier Himmelsrichtungen wirft und posiert. Wer dieses Selbstvertrauen und eine Portion „Frechheit“ (im positiven Sinn) hat, kann hier sehr und erfolgreich sein.

Eine „entschärfte“ Möglichkeit der direkten Ansprache ist, potentielle Modelle zunächst auf Portraits anzusprechen und erst später das Thema Akt zu thematisieren. Das kostet zwar Zeit, die bei einem guten Modell prima investiert ist.

Ein möglicher „Nachteil“ der direkten Ansprache ist, dass man Personen akquiriert, die noch keine Modell- und Posingerfahrung haben. Wenn man selbst über Erfahrungen verfügt, ist das kein Nachteil. Man bekommt dafür „frische“ und „unverbrauchte“ Modelle. Für Anfänger in diesem Bereich, kann dies schwieriger werden … ist aber mit entsprechender Planung nicht unlösbar!

 Thomas Schröer

2. Empfehlungen durch Freunde/Bekannte oder befreundete Fotografen

Eine Variante zu Punkt 1 ist, die Ansprache durch Freunde und Bekannte. Insbesondere weiblichen Freunden fällt es leichter, andere Frauen anzusprechen und Werbung für einen Freund zu machen, der „ganz tolle Fotos“ macht.

Dies gilt umso mehr, wenn der/die die Bekannte das Modell kennt. Manchmal ist die Welt kleiner als man denkt! Ist der erste Kontakt erst einmal hergestellt, wird die weitere Ansprache in der Regel leichter fallen.

Hilfreich ist auch ein Netzwerk zu anderen Fotografen. In diesem Rahmen kann man anfragen, mit welchem Modell der Kollege bestimmte Bilder gemacht hat. Eventuell stellt dieser den Kontakt her. Auch wenn viele Fotografen ihre Modelle wie einen Schatz hüten, habe ich erlebt, dass mir bekannte Fotografen den Kontakt zu Modellen hergestellt haben. Aber denkt daran: Das Spiel muss in beide Richtung funktionieren!

 Thomas Schröer

3. Der Besuch von Workshops

Die Teilnahme an Workshops ist eine gute Möglichkeit, an Bilder für ein Portfolio zu kommen. Zudem besteht hier der Kontakt zu einem erfahrenen Modell und man kann es – sofern es passt – ansprechen und ggf. später selbst buchen.

Beachtet: Workshops gibt es viele! Schaut Euch vorher an, ob deren Inhalte Euch zusagen und weiterbringen! Denn die dort gemachten Bilder sind möglicherweise Eure ersten Ergebnisse und Aushängeschilder. D. h. schaut, ob Euch der angebotene Bildstil zusagt, ob der Workshopleiter erklärt, ob das aufgebaute Licht geändert werden kann, ob das Modell Euren Vorstellungen entspricht etc. Besucht lieber einen guten Workshop, der ggf. teurer ist, aber Euch überzeugt, als eine „Notlösung“, die Euch am Ende enttäuscht.

Der Nachteil von Workshops ist naturgemäß, dass die Teilnehmer mehr oder weniger mit ähnlichen Bildern nach Hause gehen. Licht ist in der Regel vorgegeben und Ideen wandern von Teilnehmer zu Teilnehmer etc. Es ist aber kein Makel, in seinem Portfolio – zumindest am Anfang – auch Workshop Bilder aufzunehmen. Man sollte dies nur offen kommunizieren.

4. Die Suche in Internetforen

Im Internet gibt es diverse Foto- und Modellseiten, auf denen sich Fotografen und Modelle präsentieren. Als Beispiele seien hier nur die „Model-Kartei“ (http://www.model-kartei.de/) oder entsprechende Foren auf „Facebook“ (etwa https://www.facebook.com/groups/) genannt. Auf diese Weise kann man zu Hause die Set-Karten und Bilder potentieller Modelle sichten und gezielt suchen.

Oftmals geben Modelle in den Foren auch die Bereiche an, in denen sie arbeiten. Sofern nicht explizit der Bereich „Akt“ aufgeführt ist, empfehle ich, dies zu beherzigen und Modelle nicht mit „Überzeugungsarbeit“ zu verärgern. Die Auswahl der Modelle, die im Aktbereich arbeiten, ist dann oftmals nicht so groß und zum Teil handelt es sich um professionelle Modelle (dazu sogleich). Aber es ist absolut möglich, in Foren geeignete Modelle zu finden.

Beachtet: Auch (viele) andere Fotografen schreiben diese Modelle an. Deshalb ist es hilfreich, zu erläutern, was genau ihr machen wollt und wie. Eine pfiffige Idee hilft dabei, sich aus dem „Bewerberfeld“ hervorzutun, denn auch das Modell möchte ihr Portfolio weiterentwickeln. Aber auch hier ist mit einer Frustrationsrate zu rechnen, Aber: Versuch macht klug! Nichtstun ist weniger erfolgreich!

Hinweis: Die Entfernung muss stimmen. Kaum ein Amateurmodell aus dem südlichen Bayern wird für ein Shooting nach Schleswig-Holstein fahren und umgekehrt.

Wem es nicht per se zu „schmuddelig“ ist, sollte sich durchaus auf Erotikforen, wie z. B. „joyclub“, umsehen. Oftmals tummeln sich in solchen Foren interessante Menschen mit Körperbewusstsein.

5. Das Buchen von Modellen – Einzelbuchung

Des Weiteren ist es zielführend, professionelle Modelle zu buchen. Ich selbst habe mich lange Jahre geweigert, so zu akquirieren. Meine Argumentation: „Nun habe ich schon wahnsinnig viel Geld in mein Equipment investiert, um gute Bilder zu machen; nun soll ich noch mehr Geld für Modelle ausgeben!?“

Aber: Die Vorteile eines Profimodells liegen auf der Hand. Profimodelle legen – da es ihre Erwerbsgrundlage ist – Wert auf ihr Äußeres, wie reine Haut, konstantes Gewicht etc.

Ferner können Profimodelle sich durchaus auch für Fotos (also nicht für den Alltagsgebrauch) schminken, so dass ggf. eine Visagistin nicht zwingend erforderlich ist (besser ist eine Visagisten allerdings).

Schließlich kennen Profimodelle ihre Stärken und Schwächen und wissen sich zu bewegen Dies kann insbesondere für Anfänger spannend sein (Profimodelle arbeiten auch mit Anfängern zusammen!).

Die Chancen sind also groß, dass die Bildausbeute deutlich höher ausfällt, als mit einem Anfängermodell. Wichtig ist, dass ihr im Vorfeld klare Ideen kommuniziert, damit das Modell nicht nur Standardposen abspulen muss.

Ich selbst arbeite nun überwiegend mit Profimodellen. Da ich zumeist für ein Shooting bestimmte Ideen habe, genügt mir in der Regel ein halber Tag (ca. 4 Stunden).

Die Preise von Profimodellen liegen meiner Erfahrung nach für einen halben Tag bei € 220,-- bis € 300,-- (ganzer Tag somit zwischen € 440,-- und € 600,--). Das ist sicher eine Menge Geld. Aber wie gesagt: Lieber weniger gute Shootings als viele schlechte! Eure Bilder werden es Euch danken.

Tipp: Da Profimodelle oftmals „auf Tour“ sind, bietet es sich zur Reduzierung von zu übernehmenden Reisekosten an, zu buchen, wenn diese gerade in der Nähe sind.

Bildbeispiele von Modellen, mit denen ich in jüngster Zeit gearbeitet habe:

1.  Danika Flores (über Model-Kartei)

 Thomas Schröer

2.         Olga Kaminska (www.olgakaminska.com)

 Thomas Schröer

 

3.         Sophie Ka Sofika (über Model-Kartei)

 Thomas Schröer

6. Das Buchen von Modellen – Modellsharing

Wem ein Profimodell allein zu teuer ist, kann dieses ggf. zusammen mit befreundeten Fotografen buchen. Vorteil: Man hat ein gutes Modell und die Chance auf gute Bilder bei gleichzeitiger Kostenreduktion. Nachteile: Man teilt die zur Verfügung stehende Zeit mit anderen Fotografen und es erfordert ein wenig Koordinierungsaufwand, verschiedene Ideen unter einen Hut zu bekommen. Auch hier besteht das Risiko, dass der eine vom anderen abguckt und alle am Ende mit ähnlichen Bildern nach Hause gehen … muss aber nicht. Das kann man über die Auswahl der teilenehmenden Fotografen steuern. Wenn diese in unterschiedlichen Stilen arbeiten, ist das Risiko gering.

 Thomas Schröer

7. Modellagenturen ansprechen

Ferner können auch sog. Modellagenturen angesprochen werden. Die Chancen, so an ein geeignetes Modell zu kommen, sind aber als gering einzuschätzen. Agenturen speziell für die Aktfotografie sind mir nicht bekannt. Agenturen für den Bereich „Fashion“ und „People“ reagieren in der Regel ablehnend auf das Thema „Akt“, weil sie den „Ruf“ ihrer Modelle für Laufsteg und Fashionfotos wahren wollen.

Schließlich kann man – so wie ich nun – Blogbeiträge schreiben und damit ganz unverschämt und dreist Werbung für sich machen, um die Schönheiten dieser Welt anzuziehen (und fotografisch auszuziehen)!

Fazit:

Es ist nicht einfach, an gute Modelle für Aktfotografie zu kommen. Aber die gute Nachricht ist: Gelegenheiten sind viele vorhanden und es ist nicht unmöglich!

Einem Beginner möchte ich von den aufgezeigten Möglichkeiten ans Herz legen, es zunächst mit einem oder mehreren guten (!) Workshop(s) zu versuchen, um an erste gute Bilder und Erfahrungen zu kommen und um eine kleine Mappe aufzubauen. Ist man dann mit dem Thema etwas vertraut, bietet sich das Buchen von Modellen an (entweder einzeln oder im Wege des Modellsharings), um nun verstärkt eigene Ideen umzusetzen. Mit diesen Erfolgen wird es dann sicher weitergehen.

Alle hier gezeigten Bilder und Texte unterliegen dem Urheberrecht des Autors.

Zum ersten Teil des Blogbeitrags mit Vorüberlegungen zur Modellsuche geht es hier.

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13. Oktober 2017 - 18:08

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