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Modellsuche für Aktfotografie - Teil 1

Thorsten Schröer, den ihr bereits aus den FotoTV. Filmen zu rechtlichen Aspekten der Fotografie kennt, befasst sich in seinen fotografischen Arbeiten unter anderem mit dem Thema Akt und gibt euch in diesem zweiteiligen Blogbeitrag Tipps, wie ihr Modelle für die Aktfotografie finden könnt. Im ersten Teil geht es um ein paar grundsätzliche Vorüberlegungen.

Gedanken für Einsteiger in die Aktfotografie

Viele Fotografen möchten ihre Ideen im Bereich der Aktfotografie umsetzen. Doch das Finden von Modellen ist gar nicht so einfach, leben wir doch in einer Kultur, in der Nacktheit nicht üblich und zum Teil tabuisiert ist. Demgemäß tut man sich als Fotograf bisweilen schwer damit, geeignete Modelle zu finden.

Dies gilt umso mehr, als man zu Beginn natürlich noch nicht mit eigenen Arbeiten aufwarten kann. Oft gehört: „Ohne Modelle keine Mappe und ohne Mappe keine Modelle“.

Ich habe nachfolgend ein paar Gedanken aufgeschrieben und zeige in einer sicher nicht abschließenden Auflistung, wie man als beginnender Aktfotograf an geeignete Modelle kommen kann.

 John Öchtering
Thorsten Schröer mit Modell. Foto: John Öchtering

I.  Vorüberlegungen:

Bevor man sich auf die Suche nach einem Modell macht, empfehlen sich einige Vorüberlegungen zur zielgerichteten Suche. Denkt daran: Am Ende ist die Aktfotografie zeitintensiv und kostet auch Geld. Wenn die Ergebnisse dann nicht überzeugen, macht sich schnell Frust breit. Deshalb meine Empfehlung: Lieber wenige gute Aktshootings als viele mit dem „falschen“ Model.

1. Art der Fotos / Thema

Am Anfang sollte man sich über das eigene Thema bewusst sein. Denn danach richtet sich, welches Modell „geeignet“. Die „Eignung" richtet sich entscheidend nach dem Thema.

Will man Bilder im „High End-Bereich“ (siehe etwa Bilder von Andreas H. Bitesnich, Bruno Bisang oder etwa Pascal Baetens) machen, braucht man Profimodelle mit entsprechenden Körpermaßen und Erfahrung. Ist Playboy-Style mein Ziel, müssen die Modelle die entsprechenden Voraussetzungen mitbringen. Gleiches gilt für weitere Themen wie „Rubens“, „Akt und Alter“ oder „ethnische Gruppen“ (siehe z. B. Uwe Ommer).

2. Der persönliche Geschmack

Ferner ist überlegen, dass man bei der Modellauswahl nicht immer nach seinem persönlichen Geschmack vorgehen kann. Das hängt letztlich davon ab, was mit den Bildern erreicht werden soll.

Werden die Bilder „nur“ für den Hausgebrauch gemacht (für die Schublade), ist man natürlich frei, Modelle nach seinem persönlichen Geschmack zu akquirieren. Eine Rücksichtnahme auf Vorlieben Dritter ist nicht erforderlich.

Will man demgegenüber mit den Bildern in der Öffentlichkeit erfolgreich sein (z. B. Magazine, Bücher oder Ausstellungen), reicht die Akquise nach eigenem Geschmack nicht. Es gilt insbesondere, den Geschmack der Zielgruppe zu treffen, weil sonst der erhoffte Erfolg ausbleibt.

3. Eignung des Modells

Sind Thema und Bildzweck bestimmt, ist bei der konkreten Suche auch die persönliche Eignung des Models zu berücksichtigen. Ich möchte exemplarisch einige Aspekte nennen.

  1. Generelle Eignung: Anders als in der Fashion-Fotografie, bei der die Größe der Modelle wichtig ist, kommt es auf diese beim Aktmodell nicht an. Entscheidend sind ausgewogene Körperproportionen; schlaksig gesagt: Bauch, Beine, Po sowie ein schöner S-Rücken.
  2. Das Modell muss in der Lage sein, die für die Aufnahmen gewünschten Emotionen umzusetzen. Wenn ein Model auf seinen veröffentlichten Bildern stets den gleichen Gesichtsausdruck zeigt, wird es vermutlich nicht in der Lage sein, unterschiedliche Bildstimmungen zu erzeugen.
  3. Will man Aufnahmen machen, die von dem Modell eine gewisse Gelenkigkeit verlangen, benötigt man ein entsprechend bewegliches und flexibles Modell, das die Ideen anatomisch umsetzen kann. Es empfiehlt sich wieder, das bisherige Bildmaterial des Modells anzusehen. Sind dort eher statische Posen zu sehen, wird sich die Umsetzung gelenkiger Posen als schwierig bzw. unmöglich erweisen.

Tipp: Es ist immer sinnvoll, beim Shooting einen Plan-B parat zu haben, damit das Shooting auch bei einer „Fehlwahl“ noch sinnvoll genutzt wird (denkt daran: Zeit/Geld).

Beachte: Einige Modelle möchten aus verschiedenen Gründen auf den Bildern nicht erkannt werden. Dann bleiben nur Körperlandschaften oder Aufnahmen, die das Gesicht nicht zeigen. Da oftmals auch in der Aktfotografie das Gesicht wesentlich zur Bildaussage beiträgt, ist im Vorfeld abzuwägen, ob diese Einschränkung noch zum gewählten Thema passt.

 Thomas Schröer

4.  Ansprache mit konkreter Idee

Es ist hilfreich, das Modell mit einer klaren Vorstellung anzusprechen. Zum einen gibt das dem Fotografen ein gewisses Maß an Sicherheit. Vor allem von unerfahrenen Modellen wird oftmals die Frage gestellt, was für Bilder geplant sind und was damit beabsichtigt beabsichtigt.

Auch sollte man eine Antwort auf die Frage parat habe, warum man überhaupt Aktfotos macht. Hier unterstützen bisherige Arbeiten, Art und Stil der Aufnahmen darzulegen. Liegt anfangs noch kein Portfolio vor, können Bilder anderer Fotografen gezeigt werden, damit das Modell eine Vorstellung bekommt, was geplant ist. Ergänzend kann man als Anfänger eigene andere Arbeiten zeigen, z. B aus dem Portraitbereich.

5. Auf eigene Stärken und Schwächen achten, Ehrlichkeit

Authentizität: Schaut genau, wo Eure Stärken und Schwächen liegen. Nutzt Eure Stärken – nicht die Schwächen – dazu, Modelle anzusprechen. Denn eigene Stärken kann man kurzfristig ausbauen. Stets gilt: Authentisch sein! Das Modell merkt, wenn man es nicht ist, und wird auf Distanz gehen. Ich komme darauf noch zurück.

Ehrlichkeit: Dem Modell gegenüber ist ehrlich aufzutreten. Ist man Anfänger, sollte das offengelegt werden, es ist nichts Schändliches (alle haben klein angefangen)! Denn dann kann sich das Modell darauf einstellen und unterstützen. Zudem werden beim Modell Erwartungen geweckt. Tritt man als „Peter Lindbergh´s Lehrmeister“ auf, sind die Erwartungen hoch und werden enttäuscht.

Im zweiten Teil des Blogbeitrags, der in Kürze folgt, geht es dann um die eigentliche Modellsuche.

Alle hier gezeigten Bilder und Texte unterliegen dem Urheberrecht des Autors.

Thomas selbst gibt übrigens am 14.10.2017 in Münster einen Aktfotografie-Workshop "Single Light Nude", bei dem noch ein paar Plätze frei sind. Weitere Infos gibt's hier.

Wenn Ihr mehr über das Thema Aktfotografie erfahren möchtet, schaut euch doch auch diese Filme an:

Modelposen verstehen und anwenden

FotoTV., Glamour Aktfotografie, Looks in der Aktfotografie

FotoTV., Aktfotografie mit Dan Hostettler, einfache Lichtsets und lockere Posen in der Nude Photography

Systematische Planung in der Aktfotografie

Ist Aktfotografie ein Traumberuf? FotoTV. Interview mit Dan Hostettler

Aktfotografie im Heimstudio

Andreas H. Bitesnich

 

13. Oktober 2017 - 17:17

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