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Leidenschaft Fotografie: Das Hobby zum Beruf machen?

Habt Ihr auch schon einmal mit dem Gedanken gespielt, mit eurer fotografische Leidenschaft Geld zu verdienen? Wenn ja, solltet ihr euch vorab gründlich informieren und über einige wichtige Aspekte nachdenken.

 Das Hobby zum Beruf machen
 
Heutzutage ist die Lernkurve bei der digitalen Fotografie sehr steil. Ohne Kosten für Filme und Abzüge und ohne den Aufwand einer eigenen Dunkelkammer könnt ihr in kurzer Zeit eine Vielzahl an Fotos zu machen, sie analysieren, aus den Fehlern lernen und eure fotografischen Fähigkeiten rapide verbessern. Kleinere technische oder gestalterische Fehler lassen sich in der digitalen Nachbearbeitung korrigieren.

Digitale Spiegelreflexkameras haben eine enorme technische Weiterentwicklung erfahren und sind heute für einen Bruchteil des Preises zu bekommen, den man seinerzeit für analoge Kameras und Objektive bezahlen musste. Auch spiegellose Digitalkameras haben enorm aufgeholt und finden im Profibereich immer mehr Anwender.

Ausgezeichnete Online-Schulungsmöglichkeiten wie FotoTV.de und andere Kanäle, eine Vielzahl an Workshopanbietern, Fotoevents und Fotocommunities tragen ebenfalls dazu bei, dass Amateurfotografen relativ schnell zu Ergebnissen kommen, die sich kaum oder gar nicht von denen eines Profis unterscheiden. Viele Hobbyfotografen haben unzählige Stunden in Fortbildung und Fotopraxis investiert, besitzen professionelles Fotoequipment und teilweise sogar Fotostudios oder Studiobeteiligungen.

Vom Amateur zum Profifotograf?

Was liegt da also näher als der Gedanke, sein Hobby zum Beruf zu machen? Vor allem, da „Fotograf“ heute kein geschützter Beruf und damit keine Gesellen- oder Meisterprüfung mehr erforderlich ist. Ist das wirklich sinnvoll und was solltet ihr beachten, wenn ihr als Profifotograf/in arbeiten möchtet?

Vom Amateurfotograf zum Berufsfotograf

Leidenschaft versus Pflicht

Wollt ihr wirklich euer Hobby zum Beruf machen? Denn sobald ihr für Kunden arbeitet und auf die Einkünfte angewiesen seid, um euren Lebensunterhalt damit zu bestreiten, ist es ein Beruf, also Arbeit, die nicht unbedingt immer Spaß macht. Die Freiheit, alles genauso zu machen, wie ihr es möchtet, kann verloren gehen und damit auch die Freude an der Fotografie. Oft müsst ihr euch Kundenwünschen unterordnen.

Außerdem reicht es nicht, gut oder sehr gut fotografieren zu können. Ihr werdet Unternehmer, müsst euch mit Themen wie

  • Akquise und Werbung
  • Umgang mit dem Kunden
  • Verträge, Rechnungswesen, Buchhaltung
  • Steuern und Versicherungen
  • Kundenkritik und Reklamationen

auseinandersetzen, die nicht immer Freude machen.

Seid ihr Porträtfotografen, denkt daran, dass ihr beim Kunden keine posingsicheren Models fotografiert, sondern Menschen, die oft zum ersten Mal vor der Kamera stehen und vielleicht nicht gerne fotografiert werden wollen. Ihr habt nicht immer Menschen vor euch, die dem Idealbild eines jungen, attraktiven Models entsprechen.

Bei Eventfotografie verlangt der Kunde manchmal nach einem lange Shootingtag noch am selben Abend eine bearbeitete Auswahl für die Presse. Bei Shootings von Topmanagern, Prominenten oder Politikern steht oft nur ein sehr begrenztes Zeitfenster zur Verfügung. Situationen, die über das rein Fotografische hinausgehen und besondere Skills wie z.B. der Umgang mit Stress und Zeitdruck erfordern.
 
Anders sieht es aus, wenn ihr mit euren Fotos nur nebenbei ein wenig Geld verdienen möchtet, um damit beispielsweise weiteres Equipment zu finanzieren. Mal ein kleines Fotoshooting im Freundes- oder Bekanntenkreis gegen Bezahlung oder ein Zuverdienst durch den Verkauf über Onlineplattformen und Stockagenturen. Damit ihr keine Probleme mit dem Finanzamt bekommt, solltet ihr daran denken, diese Einkünfte ordnungsgemäß zu versteuern und falls erforderlich, ein Gewerbe oder Nebengewerbe anzumelden.

Verdienstmöglichkeiten

Steht euer Entschluss immer noch fest, Profifotograf/in zu werden, ist es ratsam, den Markt zu analysieren und die Verdienstmöglichkeiten sorgfältig zu recherchieren. In den letzten Jahren sind die Honorare für professionelle Fotografen kontinuierlich gesunken. Besonders stark betrifft das die Arbeit von Fotojournalisten. Die Bildhonorare von Magazinen liegen heutzutage um ein Vielfaches niedriger als noch vor 20 Jahren.

Einen Einblick in Fotografenhonorare und viele weitere nützliche Tipps bekommt ihr zum Beispiel auf der Webseite von berufsfotografen.com

Seid ihr gut genug?

Bevor ihr den Sprung ins Profilager wagt, müsst ihr sicher sein, dass eure Arbeiten gut genug sind, um sich gegen etablierte Fotografen zu behaupten. Sind sie das nicht, könnte eine Ausbildung, Fortbildung oder ein Studium notwendig sein. Die Möglichkeiten reichen von der klassischen Fotografenausbildung über das Studium an einer Universität, Fachhochschule oder Kunsthochschule bis zu berufsbegleitenden Ausbildungen an privaten Fotoschulen oder Fotoakademien.
Eine weitere Möglichkeit, Erfahrungen im Profibetrieb zu sammeln, ist das Absolvieren eines Praktikums oder eine Fotoassistenz bei einem erfahrenen Berufsfotografen. Die Ausbildungen unterscheiden sich auch nach fotografischen Schwerpunkten, z.B. ist eine klassische Ausbildung eher handwerklich ausgerichtet, ein Studium meist künstlerischer.

Ausbildungsmöglichkeiten

  • Klassische 3-jährige, handwerkliche Fotografenausbildung mit Gesellenprüfung nach der Handwerksordnung (HwO), ggf. Weiterbildung zum Meister
  • Abschluss an einer Berufsfachschule
  • Studium an einer staatlicher Kunsthochschule, Universität oder Fachhochschule wie
    • Kunsthochschule Düsseldorf
    • Fachhochschule Dortmund
    • Folkwang Universität der Künste
  • Studium an privaten Fotoschulen und Fotoakademien, z.B.
    • Fotoakademie Köln
    • Lette Verein Berlin
    • Berliner Ostkreuzschule
    • Fotopraktika und -assistenzen
    • Fernstudium, z.B. staatl. Geprüfter Fotodesigner

Schaut euch zum Beispiel unseren Film "Fotoassistenten - Der Einstieg in die Fotografie Branche" an.

Assistenten - Tipps vom Profifotografen

Spezialisierung

Auf welchen fotografischen Bereich wollt ihr euch spezialisieren? Möchtet ihr im Privatkunden- oder im Firmenkundenbereich arbeiten? Wo fühlt ihr euch wohl? Kommt es für euch in Frage, auf dem Businessevent oder auf der Hochzeit ebenfalls im Anzug zu erscheinen? Seid ihr eher der Typ für das lockere Familienshooting oder den einfühlsamen Umgang mit Schwangeren, Babys und Kleinkindern? Oder arbeitet ihr am liebsten nur für euch und möchtet eure Bilder ohne Kundenkontakt über Stockagenturen vermarkten?

Andreas Jorns über die Spezialisierung als Fotograf:

Andreas Jorns über die Spezialisierung als Fotograf

Was ist euer fotografisches Spezialgebiet, auf dem ihr richtig gut seid?

  • Hochzeiten
  • Schwangere, Neugeborene, Familie
  • Kita- und Kindergartenfotografie
  • Private Partys, Feiern, Jubiläen, Abiball
  • Porträts (Privat oder Business? Im Studio oder On Location?)
  • Events, Firmenfeiern, Kongresse, Tagungen
  • Produktfotografie
  • Tierfotografie
  • Konzerte
  • Sport
  • Stockfotografie
  • Lifestyle, Werbung
  • Fotojournalismus, Reportage, Pressefotografie
  • Freie Kunstprojekte
  • Reisen
  • Natur- und Landschaft
  • Architektur, Immobilien
  • Industrie, Wissenschaft, Technik
  • Food

Hundefotografie als Beruf

Die glücklichen Momente im Leben fotografieren

Fragt euch, was euch auszeichnet. Habt ihr ein besonderes Auge für Stimmungen und Momente, könnt ihr besonders gut mit Menschen oder Tieren oder Babys oder Kindern umgehen? Seid ihr besonders kreativ, zaubert ihr mit Licht? Warum sollte der Kunde gerade euch und keinen anderen Fotografen buchen? Wie wollt ihr euch positionieren? Auch darüber müsst ihr euch Gedanken machen. Wie sieht der Markt aus? Recherchiert, wie die Nachfrage in dem von euch favorisierten Genre ist, studiert Konkurrenten.
Prüft, ob ihr schon ausreichend Beispielbilder aus dem gewünschten Bereich für ein aussagekräftiges Portfolio habt, mit dem ihr die Akquise starten könnt. Wenn nicht, seht zu, dass ihr in freien Shootings genau solche Fotos macht, für die ihr nachher Kunden bekommen möchtet.  

Rund ums Business

Wollt ihr als Berufsfotograf arbeiten, gibt es eine Reihe weiterer Fragen abzuklären. Dazu gehört die Überlegung, ob ihr den Einstieg in das Profifotografenbusiness erst einmal nebenberuflich angeht oder direkt euren festen Job kündigen und den Sprung ins hauptberufliche Fotografendasein wagen wollt. Plant ihr nebenberuflich einzusteigen, müsst ihr mit eurem Arbeitgeber abklären, ob ihr das überhaupt dürft.

Schwebt euch ein hauptberufliches Fotografendasein vor, stellt sich die Frage, wo ihr arbeitet. Braucht ihr ein eigenes Studio? Arbeitet ihr beim Kunden? Wo ist euer Office, wo findet eure Bildbearbeitung statt?
Die wichtigste Frage ist aber: Wieviel wollt/könnt/müsst ihr verdienen? Wie muss eure Preisgestaltung aussehen, um die Betriebskosten zu decken und darüber hinaus noch Gewinn zu machen, von dem ihr leben und etwas zurücklegen könnt?

 Wilfried Pohnke, Pixabay
 
Foto: Wilfried Pohnke/Pixabay

Am besten erstellt ihr einen Businessplan und macht eine Aufstellung eurer zu erwartenden Ausgaben, auf deren Basis ihr eure Tages- oder Stundensätze ausrechnen könnt. Macht nicht den Fehler zu glauben, dass „300 EUR ja viel Geld für ein Shooting sind“. Sobald ihr davon leben und all eure Ausgaben, Steuern und Rücklagen bezahlen müsst, sieht das Ganze schon anders aus.

Deshalb überlegt genau

  •  Welche Anschaffungen sind notwendig, damit ihr euer Business professionell ausüben könnt? Müsst ihr vielleicht noch in schnellere Rechner, professionellere Software, zusätzliche Objektive, Blitze, Lichtformer, Backupsysteme investieren?
  •  Was kommt an laufenden Betriebskosten und Instandhaltung hinzu?

Welche Kosten entstehen für

  • Werbung, Akquise, Webseite, Visitenkarten
  • Telefon, Internet
  • Versicherungen
  • Weiterbildung
  • Steuerberater
  • Auto
  • Beiträge Handwerkskammer oder IHK, Berufsgenossenschaft
  • Studiomiete, Ladengeschäft, Büro

Beachtet auch, dass ihr euch als Selbstständige selbst krankenversichern und Rücklagen für die Altersversorgung bilden müsst. Prüft, ob eine gesetzliche oder private Krankenversicherung für euch besser ist und ob ihr eventuell die Möglichkeit habt, in die kostengünstige Künstlersozialkasse einzutreten. Wollt ihr nebenberuflich als Fotograf/in arbeiten, müsst ihr dies ggf. eurer Krankenkasse mitteilen.

Macht eine Aufstellung über eure privaten Lebenshaltungskosten, wie

  • Miete
  • Kredite
  • Krankenversicherung
  • Private Altersversorgung
  • Weitere private Versicherungen
  • Lebensmittel
  • Urlaube
  • Auto
  • Luxusartikel
  • Rücklagen für Anschaffungen, defekte Gegenstände

Dann überlegt ihr, wie viele Tage und wie viele Stunden pro Tag ihr realistisch gegen Bezahlung arbeiten könnt. Bedenkt Zeiten für Akquise, Kundenkorrespondenz, Equipmentvorbereitung, Buchhaltung, Verträge, Bildbearbeitung, Urlaub, Krankheit, auftragslose Zeiten. Ihr werdet nicht 365 Tage à 8 Stunden gegen Bezahlung arbeiten können.

Wenn ihr wisst, wie hoch eure Ausgaben sind und wie viele Tage/Stunden ihr arbeiten bzw. wie viele Aufträge ihr erwarten könnt, könnt ihr daraus die Tages/Stundensätze ermitteln, die ihr ansetzen müsst, damit ihr eure Kosten deckt und gleichzeitig noch Gewinn macht. Denkt auch daran, dass ihr euren Gewinn noch versteuern müsst.

Eine Kalkulationshilfe dazu findet ihr zum Beispiel im Honorarrechner der Webseite Berufsfotografen.com.

Natürlich startet so ein Fotobusiness nicht von null auf hundert, also solltet ihr genügend Rücklagen für den Anfang haben.

Akquise und Werbung

Besonderen Augenmerk solltet ihr auch auf die Themen Akquise und Werbung richten. Folgende Fragen stellen sich hier:

  • Wie soll eure Marke, euer Logo, eure Visitenkarte aussehen?
  • Was ist eure Positionierung, euer Alleinstellungsmerkmal?
  • Welche Kunden könnten eure Dienste benötigen?
  • Wie wollt ihr an Kunden kommen?
  • Habt ihr bereits bestehende Kontakte, wie gut seid ihr vernetzt?
  • Wie könnte eine Kaltakquise aussehen?
  • Nutzt ihr Social Media Kanäle, um auf eure Arbeit hinzuweisen?
  • Habt ihr eine professionelle Webseite?
  • Habt ihr ein Portfolio mit aussagekräftigen Fotos?
  • Könnt ihr eure Fotos über eine Stockagentur oder einen Onlineshop verkaufen?
  • Lassen sich eure Arbeiten über eine Galerie, eine Agentur oder eine Repräsentanz vermarkten?

Repräsentanzen und Agenturen für Fotografen

Ziele auf der eigenen Website definieren


Bert Stephanis Win-win-Situation

Verträge, AGB, Nutzungsrechte

Wenn ihr als Profifotografen arbeiten wollt, müsst ihr euch auch mit den Themen Verträge, AGB und Nutzungsrechte beschäftigen. Was muss alles in einen Vertrag, wie lauten eure AGB? Welche Nutzungsrechte vergebt ihr, mit welchen Lizenzmodellen arbeitet ihr?

Releases, Verträge und Buyout für Fotografen

AGB und Verträge für Profifotografen

Gewerbe, Steuern und anderer Papierkram

Je nach Art eurer Fotografie müsst ihr entweder ein Gewerbe anmelden, in die Handwerkskammer und in die Berufsgenossenschaft eintreten oder ihr geltet als Freiberufler und Künstler, dann geht es ohne Gewerbeanmeldung und ihr könnt euch sogar über die günstige Künstlersozialkasse versichern. Diese Einstufung ist oft recht schwierig vorzunehmen, die Grenzen sind teils fließend und manche Regelungen nicht mehr zeitgemäß. Fotokünstler, die ihre fertigen Arbeiten über Galerien oder Webshops verkaufen, Fotografen, die für Stockagenturen arbeiten, Fotojournalisten, die ihre Fotoreportagen Magazinen anbieten, fallen meist in die Kategorie freischaffende Künstler, da ihre Arbeiten nicht auftragsgebunden sind und ihnen eine schöpferische Freiheit zugesprochen wird. Sie machen erst Fotos und bieten sie erst danach an. Hochzeitsfotografen oder Fotografen mit Portraitstudios z.B. fallen eher in den Bereich gewerbliche Fotografen, da sie gegenüber dem Auftraggeber weisungsgebunden sind.

Freiberufler und gewerbetreigende Fotografen

Die Einordnung ist oft schwierig, am besten lasst ihr euch von einem Steuerberater beraten. Mit diesem klärt ihr auch ab, ob ihr umsatzsteuerpflichtig seid oder ob ihr unter die Kleinunternehmerregelung  fallt und damit keine Mehrwertsteuer auf euren Rechnungen ausweisen müsst.  Wer umsatzsteuerpflichtig ist, bekommt die Umsatzsteuer seiner Anschaffungen vom Finanzamt zurück. Ihr braucht dann neben der Steuernummer eine Umsatzsteuernummer. Behaltet auf jeden Fall im Auge, dass ihr – wenn ihr umsatzsteuerpflichtig seid – die mit euren Rechnungen erhobene Mehrwertsteuer ans Finanzamt abführen müsst. Auch ist alle drei Monate eine Einkommenssteuervorauszahlung zu leisten. Dazu kommen ggf. Beiträge für die Handwerkskammer oder IHK, Gewerbesteuer und Berufsgenossenschaft.

Wie ihr seht, erfordert es eine ganze Reihe an Überlegungen und viel Recherche, bevor man seine Fotoleidenschaft zum Beruf macht. Wenn ihr alles gründlich bedacht habt und immer noch entschlossen seid, den Sprung zu wagen, wünsche ich euch viel Erfolg in eurem Business und dass ihr immer mit Freude dabei bleibt.

Eure Heike

Bei FotoTV.de gibt es eine ganze Reihe an Filmen zum Thema, schaut euch einfach mal in unserem Kanal Fotografie als Business.

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20. May 2020 - 10:47

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