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Die richtige Papierwahl für den Offset- oder Digitaldruck

Papiere, die im Offset- oder Digitaldruck verwendet werden, unterscheiden sich aufgrund der unterschiedlichen Druckverfahren stark von Fotopapieren, die für die Ausbelichtung von Fotos zum Einsatz kommen. Die Möglichkeiten des Offsetdrucks sind zwar nicht mit der Reproduktion von Fotos auf Fine-Art-Papieren zu vergleichen, aber mit dem richtigen Verfahren, der passenden Papierwahl und der anschließenden Veredelung werden auch hier mittlerweile fotorealistische Ergebnisse erzielt.

Aber es geht ja nicht immer um eine fotorealistische Darstellung in Druckprodukten.

Rasterweiten bei der Papierwahl beachten

Im Offsetdruck werden heutzutage von vielen Druckereien extrem feine Raster (120 Linien/cm) eingesetzt. Früher waren es für relativ hochwertige vierfarbige Drucksachen 54 – 60 Linien/cm und für Kunstdrucke 80 Linien/cm.

Anders als auf Fotopapier können neben brillanten Farbbildern sehr kleine Schriftgrade und feinste Linien gedruckt werden, ohne dass dabei ausschließlich Schwarz oder eine zusätzliche Schmuckfarbe benutzt werden muss.

Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Daten direkt vom Computer auf die Druckplatten übertragen werden können (CTP, Computer To Plate). Früher wurden die Daten zuerst auf Film belichtet und anschließend vom Film auf die Druckplatte umkontaktet, wodurch die Reproduktion von feinsten Details bereits eingeschränkt war.

Druckraster Offsetdruck © frinx, Fotolia

Im Offsetdruck entstehendes Druckraster in Vergrößerung unter dem Fadenzähler. Die einzelnen Druckpunkte werden pro Farbe in unterschiedlichem Winkel angeordnet. Je nach Art des Papiers erhalten sie durch das Verlaufen der Farbe in das Papier einen Zuwachs. Ein Punkt auf Zeitungspapier kann über 30% größer werden. Auf gestrichenem Papier sind es ca. 10 % Bild: © frinx, Fotolia

Papier ist nicht nur Zellulose

Selbstverständlich kann auch nicht auf jedes Papier gedruckt werden. Eine stark saugende Oberfläche würde durch den starken Druckpunktzuwachs alles ineinanderfließen lassen. Die bekannte Regel, dass man für das jeweilige Endformat eines Bildes 300 PPI (Pixel Per Inch) rechnen sollte, gilt natürlich nicht für Feinraster. Hier werden mindestens 600 PPI benötigt. Ein 120er Raster kann gar nicht auf ungestrichenem Papier zum Einsatz kommen.

Übrigens: So manches vermeintliche Papier könnte sich bei näherer Prüfung auch als reiner Kunststoff entpuppen. Ich hatte einmal eine Drucksache in der Hand, die mich aufgrund ihrer Brillanz und Haptik total faszinierte. Dieses »Papier« erwies sich dann auch noch als absolut unzerreißbar.

Die Herstellung von Papier bezieht sich also nicht nur auf die Verarbeitung von Zellulose. Zellulose ist aber neben Füllstoffen und Leim ein Hauptbestandteil von Naturpapieren. Doch welches Papier eignet sich für die jeweiligen Anforderungen?

Schauen wir uns einfach mal einige Beispiele als grobe Einteilung an:

Naturpapier und Recyclingpapier

Ein normales Offset-Papier, ein Drucker- oder Kopierpapiere, ist ein Naturpapier. Es hat ein hohes Volumen. Solch ein Papier wird nicht durch Strich oder Beschichtung behandelt. Dadurch bleibt  die besondere Haptik, die Naturpapieren zu eigen ist, gewahrt. Es ist gut mit Kugelschreibern, Tinte und Buntstiften beschreibbar.

Allerdings sind im Normalfall optische Aufheller im Spiel. Bei Papier wird der Grad der Weiße nach Norm der Cie (CIE – Commission internationale de l’éclairage), die im Bereich des Farbmanagements Normen setzt, angegeben. Umweltpapier ist meistens nicht mit optischen Aufhellern behandelt und besitzt oft den Blauen Engel als Kennzeichnung.

Ein Naturpapier kann aus frischer oder recycelter Zellulose bestehen. Recyclingpapier ist trotz Behandlung mit Aufhellern nicht so hochweiß wie anderes, spart aber eine Menge Umweltressourcen.

Verwendung und Grammaturen von Naturpapier

Naturpapiere gibt es in den unterschiedlichsten Grammaturen.

  • 80g – 120/m2 werden für Briefpapier, Drucker- und Kopierpapier verwendet. Anwendungsbereich sind auch hausinterne Berichte.
  • Kartonware mit Grammaturen von 200 – 300 g² ist noch gut in Bürodruckern verwendbar.

Wer seine Umweltverbundenheit ausdrücken möchte, kann auch mit ungebleichtem Papier seine Geschäftsausstattung oder Broschüren gestalten. Für den Offsetdruck sollte dann allerdings besser ein gestrichenes Papier verwendet werden.

Aber auch hier kann jeder einen Beitrag zum Umweltschutz leisten und einen Anbieter auswählen, der klimaneutral druckt. Beim klimaneutralen Drucken wird unter anderen der beim Drucken entstandene CO₂-Ausstoß berechnet und durch entsprechende Investition in weltweite Klimaprojekte neutralisiert,  Außerdem kommen nachhaltig erwirtschaftete Rohstoffe zum Einsatz. Zertifizierungen oder Prüfverfahren von verschiedenen Organisationen wie ClimatePartner, FSC, EMAS, Blauer Engel, EFC, ISO 14001, Goldstandard, CER usw. helfen bei der Auswahl. Eine genauere Erläuterung dazu findet Ihr unter diesem Link.

Gestrichenes Papier oder Bilderdruckpapier und -karton

Für einen brillanten Druck wird Papier ein- oder mehrfach beschichtet. Dadurch verringert sich der Druckpunktzuwachs und es werden mehr Details und Halbtöne druckbar. Es kann einseitig, wie von manchen Postkarten bekannt, oder doppelseitig beschichtet werden.

Die Beschichtung erfolgt durch eine Streichmasse, die früher mit Hilfe von natürlichen Pigmenten und heute oft aus Kunststoffdispersion hergestellt wird. Mit dieser Masse werden die Lücken zwischen den einzelnen Papierfasern ausgefüllt. Durch die gestrichene glatte Oberfläche  wird das Licht gleichmäßig reflektiert und so die Farben leuchtender und satter dargestellt.

Den englischen Ausdruck »coated« für »gestrichen« oder »uncoated« für »ungestrichen« findet Ihr übrigens oft im Namen einen ICC-Profils.

Verwendung und Grammaturen von gestrichenem Papier

Der Auftrag auf dem Papier, das Strichgewicht, beträgt zwischen 5 und 20 g/m². Es hat bei weniger Volumen dadurch mehr Gewicht als ein Naturpapier gleicher Grammatur. Wenn Ihr aus Kostengründen für einen Flyer 135 g/m² gewählt habt, könnte Euch das Produkt sehr enttäuschen, weil es so »fledderig« und billig wirkt.

  • 135 – 400 g/m² können für Flyer/Faltflyer und CD/DVD-Cover verwendet werden.
  • 250 – 400 g/m² werden für Visitenkarten und Ähnliches verwendet.
  • 170 – 250 g/m² sind für Kalender und Fotobücher geeignet. Denkt hier an den Einsatz eines Feinrasters!
  • 115 – 300 g/m² eignen sich für Plakate, wobei es hier auch spezielle Papiere für den Außenbereich gibt. Das ist zum Beispiel Affichenpapier mit blau beschichteter Rückseite gegen das Durchscheinen des Untergrunds oder sogar Kunststoff.

 © Alterfalter, Fotolia

Druck auf gestrichenes Papier im Offsetdruck. Bild: © Alterfalter, Fotolia

Resümee

Meine Ausführungen sollen eine Hilfe zum Verständnis des Themas »Auswahl von Papier bei Druckprodukten« sein Die richtige Wahl des Papiers für Euer endgültiges Produkt richtet sich nach sehr vielen Faktoren wie z.B. Eurem eigenen Anspruch oder dem Anspruch des Kunden, dem Einsatzzweck des Produktes, dem Budget …

Die anschließende Veredelung des Druckproduktes wie Lackierung oder Cellophanierung macht noch einmal extrem viel aus. Die Veredelung betrifft Haptik, Optik und Haltbarkeit und muss ebenso sinnvoll und sorgfältig ausgewählt werden wie das Papier.

Wenn Ihr mit Online-Druckereien arbeitet, lasst Euch unbedingt Musterbücher oder -mappen zusenden, auch wenn sie kostenpflichtig sind. Das wird Euch helfen, jeweils das richtige Papier und Druckverfahren auszuwählen und Euch so mache Enttäuschung bei Erhalt des Endprodukts ersparen.

Alle hier gezeigten Texte und Bilder unterliegen dem Urheberrecht des Autors.

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31. März 2016 - 16:13

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