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Infrarot mit Photoshopfiltern

Immer wieder höre ich, dass man Infrarotbilder doch einfach am Rechner
mit einem Filter erstellen kann und sich so viel Aufwand erspart. Das
ist richtig, aber solche Bilder sehen halt doch anders aus als echte
Infrarotfotografien.


Zunächst mal theoretisch: Ein Softwarefilter kann nur mit den
Farbinformationen eines Bildes arbeiten, evtl. gibt es sogar eine Art
Objekterkennung (Himmel, Wolken, Gesichter, Bäume etc). Aber ob und wie
Infrarotstrahlung von verschiedenen Gegenständen reflektiert oder
absorbiert wird, hängt eher mit dem Material an sich als mit dessen
Farbe im sichtbaren Licht zusammen. Und diese Informationen stehen einem
Softwarefilter nicht zur Verfügung. Evtl. gibt es ausgeklügelte
Einstellmöglichkeiten, um durch Eingriff des Users einige dieser Infos
wieder ins Spiel zu bringen, aber auch der weiß ohne echtes IR-Bild als
Referenz oft gar nicht, wie etwas in IR aussehen würde, selbst wenn er
das Material kennt.
Vergleichbar ist das mit Polfiltern, die Spiegelungen minimieren und das
dahinterliegende sichtbar machen; auch das kann kein Softwarefilter
schaffen. Ein Rotfilter läßt sich dagegen sehr einfach simulieren, da
alle Infos dafür (die Farben) im Bild vorhanden sind.



Zwei Beispiele, jeweils ein normales Bild, eine Infrarotaufnahme mit
einer modifizierten Kamera und einem 700nm IR-Filter und dann eine
Bearbeitung des Farbbildes mit dem Filter "Infrarotfilm" aus der Nik
Color Efex Pro 3.0 Complete Filtersammlung.

Beispiel 1: Die Kirche





Das grüne Dach wird im Softwarefilter hell, weil meistens Grünzeug in IR
hell wird. Ist aber Kupfer mit Grünspan und wird im original IR-Bild dunkel.
Die zarten grünen Knospen an den Bildrändern lässt der Softwarefilter
dunkel, im IR-Bild sind diese aber hell, da sie viel IR reflektieren.
Da der Effekt "Infrarotfilm" heißt, also einen analogen IR-Look
simuliert, hat das Bild einen "Glow"-Effekt bekommen, weil einige
analoge Filme keine Lichthofschutzschicht hatten und so "glühten". Ein
digitales IR-Bild hat dies nicht (kann aber gut simuliert werden).

Beispiel 2: Gesicht




Auffälligster Unterschied: Die Sonnenbrille ist in IR durchsichtig, ein
Softwarefilter kann dies nicht schaffen (s.o. Polfilter).

Fazit: Es lassen sich sehr ansehliche Bilder mit Softwarefiltern
erzeugen, die auch wie IR aussehen, aber es ist halt doch was anderes.
Ob einem das reicht, muß jeder für sich entscheiden.

Christoffer Greiß

 

Filme mit mir auf FotoTV zum Thema:

Digitale IR-Fotografie

Digitale IR Fotografie 2 - Kameras

Digitale IR-Fotografie 3 - Umbau

Digitale IR-Fotografie 4 - Praxis 1

Digitale IR-Fotografie 5 - Praxis 2

Digitale IR-Fotografie 6 - EBV

Digitale IR-Fotografie 7 - Interview

30. April 2010 - 13:07

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