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FotoTV. Tutorial: Der heiße Draht... zum Foto

Unser FotoTV. Zuschauer Michael Poschner hat sich die Mühe gemacht ein spannendes Tutorial zu schreiben, welches ein glühendes Motiv vor Eure Linse zaubern wird.

Wir bedanken uns bei ihm für dieses Tutorial und wir würden uns freuen, wenn Euch das zum Probieren anregt. Vielleicht habt Ihr ja auch mal Lust ein Tutorial zu schicken. Tutorials gerne an die redaktion[at]fototv.de., Fragen bezüglich dieses Tutorials könnt Ihr als Kommentar posten.

Viel Spaß mit dem Tutorial!

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Der heiße Draht, Anleitung zum Setup:

! Aber ein HINWEIS vorweg:

Es wird Verlauf der Anleitung mit Brennspiritus, also einer brennbaren und leicht entzündlichen Flüssigkeit gearbeitet, die sich während des Shootings auch erwärmt. Es muss auf einer stabilen, standfesten und möglichst
schwer entflammbaren Unterlage gearbeitet werden. Für eventuelle Schäden jedweder Art übernehmen ich keine Haftung. Also bitte entsprechende Vorsicht walten lassen.

(Anmerkung FotoTV: Wir möchten auch nochmal darauf hinweisen, dass wir auch keine Veranwortung an Schäden jeglicher Art übernehmen können. Bitte Vorsicht im Umgang mit brennbaren Flüssigkeiten. Bitte Hinweise des Autors beachten.)

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Der Aufbau der Szene ist eigentlich denkbar einfach und mit den Bordmitteln fast eines jeden handelsüblichen Großraumflugzeuges zu bewerkstelligen, von der Fotoausrüstung möglicherweise abgesehen.

Aufgenommen wurde das am Ende der Anleitung gezeigte Bild mit einer EOS 50D, einem Canon 28-135USM Objektiv,einem Stativ und einem Fernauslöser.

Nun eine kurze Aufstellung der benötigten Gegenstände:

  • Eine Glasschale
  • Einen Suppenteller und einen normalen Teller
  • Kupferdraht von 0,8 bis 1mm Stärke
  • Flachzange, Rundzange und einen Saitenschneider
  • Etwas Seramis, Sand oder Ähnlichem, was nicht brennt
  • Spiritus
  • Wasser


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Als erstes wird nun der Name, oder das was später glühen soll gebogen, insgesamt sollte der Schriftzug nicht größer sein, als der Durchmesser der Schale, da es auf Grund der Charakteristik der Spiritusflamme ohnehin schon eher schwierig ist, ein Glühen über die gesamte Länge zu erzielen. Es hat sich bewährt, den Draht vor dem Biegen mit zwei Zangen zu strecken, das richtet den Draht gerade, macht ihn auch ein wenig steifer und das Konstrukt wird etwas stabiler und erleichtert das Biegen bzw. das einschätzen der Abstände zwischen den Buchstaben. Den Draht bitte reichlich lang abschneiden, mir ist schon ein paar mal der Draht beim letzten Buchstaben zu kurz geworden außerdem brauchen wir noch ein gutes Stück davon als Ständer, wie im Bild des fertig gebogenen Schriftzuges zu sehen ist.
 

Bilder größer (rechte Maustaste auf Bild, Grafik anzeigen)

Der fertige Schriftzug:



In diesem Beispiel sind die Buchstaben 10mm hoch, die Länge insgesamt 40mm und die Höhe des Standfußes 38mm. Die Höhe des Fußes wird später entscheidend für das richtige Aufheizen des Drahtes sein. Die Flamme ist nicht überall gleich heiß, stimmt der Abstand nicht, wird er nicht richtig glühen. Ein wenig experimentieren ist also notwendig. Aber ca. 40mm haben sich bewährt.

Anrichten der Schale:


Nun kommt die kleine Schale an die Reihe, ich habe meine bei einem Künstlerbedarf im Internet bestellt, man könnte sie vermutlich auch bei einem Selbstzusammenbaumöbelkaufhaus bekommen. Die Schale dieser Art hat sich bewährt, da sie eine ziemliche Wandstärke und damit auch Schwere hat, und später nicht im Teller mit Wasser herumschwimmt.

Das Seramis dient lediglich dazu, den Draht fest zu halten und um Spiritus zu sparen, außerdem sieht er auf der Aufnahme nicht so schlecht aus. Es geht auch ohne Seramis, setzt dann allerdings einen Standfuß voraus, der den Schriftzug alleine in der Schale stehen lässt, also einen geeigneten Schwerpunkt hat. Das macht das Ganze einwenig komplizierter. Dass es aber dennoch geht, zeigen die Beispiele am Schluss.

Aussehen soll das dann wie folgt:
 


Der komplette Aufbau:

Ob dieser Aufbau so sein muss, sei dahingestellt. Er hat sich auf jeden Fall als praktikabel erwiesen und ist recht sicher, zumindest brauchte ich noch keinerlei Versicherung anzurufen. Der Suppenteller mit Wasser dient hauptsächlich zur Kühlung des brennenden Spiritus, kochender Spiritus ist kein Spaß, aber so kann nicht viel passieren. Also die vorbereitete Schale in den Suppenteller stellen und ihn bis zum Rand des Schälchens mit Wasser füllen. Anschließend den Spiritus in das Seramis gießen und ebenfall bis Knapp an den Rand der Schale, eben so hoch, dass er nicht ins Wasser läuft. Damit sind die Vorbereitungen eigentlich fertig. Meinen Aufbau habe ich auf eine starke Glasplatte gestellt, wie man sie zum Abdecken von Herdplatten bekommt, zwei davon nebeneinander bietet Platz genug.



Nun zum Kameraaufbau. Leider habe ich nur eine einzige Kamera, deshalb muss an dieser Stelle eine Skizze genügen. Ich glaube, dazu muss ich auch nicht besonders viel schreiben.

Der Raum, in dem die Aufnahme entstanden ist, wurde abgedunkelt, damit sowenig wie möglich von der Umgebung aufgenommen wird und das Glühen und die Flamme selbst gut zur Geltung kommt. Bei meinem Aufbau hat sich eine Blende von 7.1 und eine Belichtungszeit von 1-2 Sekunden gut bewährt.

Die lange Belichtungszeit habe ich deswegen gewählt, da die Spiritusflamme recht agil ist und meistens stark flackert und das auch dann, wenn im Raum kaum Luftbewegung herrscht. Außerdem gibt es einen schönen Effekt, wenn sich der gelb brennende Teil der Flamme durch das Bild bewegt. Die Fokuseinstellung steht dabei auf manuell, der Auslöser auf 2 Sekunden Verzögerung, um Vibrationen zu dämpfen. Wichtig ist auch, irgend einen Fernauslöser zu verwenden um Verwackeln vermeidet. Also vorher manuell fokussieren und dann den Spiritus anzünden.

Bevor ich den Spiritus anzünde, mache ich noch einige Probeaufnahmen, bei denen am besten fast nichts zu sehen ist, wie ein Beispiel weiter unten. Schließlich soll bei der eigentlichen Aufnahme möglichst nur die Flamme selbst und das von ihr angestrahlte zu sehen sein, zusätzliche Lichtquellen habe ich nicht verwendet.

Man wird schnell feststellen, dass es nicht so einfach ist, den gesamten Schriftzug über die ganze Länge hell genug zum Glühen zu bringen. Ich habe das Problem, gerade bei längeren Schriften, dadurch gelöst, dass ich um einen längeren Metallstab einen Baumwollstreifen gewickelt habe, diesen in Spiritus getunkt und angezündet hab. Damit habe ich dann von unten die Stellen nachgeheizt, die sich partout nicht zum Glühen bringen lassen wollten. Dazu braucht man eine ruhige Hand und den Fernauslöser in der Anderen.

Wie auch immer, nach einigen Versuchen bekommt man den Dreh raus und man bekommt schöne Ergebnisse, wie ich finde. Beim dritten Anmessen, das erste gute Ergebnis:



Das sieht doch schon gar nicht so schlecht aus. Das Bild ist außer der Größenänderung nicht bearbeitet, mit ein bisschen mehr Zeit, einwenig anderer Aufbau und besser freigestellt etc. da bieten sich alle Möglichkeiten. Andere Teller, andere Schale und und und. So einfach das Ganze im Grunde ist, die Wirkung ist recht gut finde ich. Ein Beispiel ist im Anschluss noch zu sehen, es ist auf die gleiche Weise entstanden, wie hier beschrieben, nur wurde mit den Lichtverhältnissen und des Kameraeinstellungen etwas gespielt.



In diesem Sinne wünsche ich viel Erfolg und Spaß beim Nachbauen und nur den Spiritus anzünden und sonst nix ;-)

Michael Poschner

Text der Anleitung + Bilder: Michael Poschner

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Anmerkung: Wir mussten die Anleitung etwas aus Platzgründen kürzen (Bilder). Bei Fragen gerne bei den Kommentaren posten. Wir hoffen Euch hat das Tutorial auch so gut gefallen, wie uns. Wir wünschen Euch viel Spaß beim (vorsichtigen) Ausprobieren.
 

27. Juni 2011 - 11:55

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