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Eine Silhouette mit natürlichem Licht

Habt Ihr Euch auch schon mal gefragt, wie man außerhalb vom Studio eine stimmungsvolle Silhouette fotografiert? Macht Euch keine Sorgen, es sieht viel schwieriger aus, als Ihr denkt. Ich zeige Euch in ein paar einfachen Schritten, wie Ihr vorgehen könnt, damit Euch eine schöne Silhouette gelingt, ohne dass spezielle Kameraeinstellungen oder viel Bildbearbeitung nötig sind. 

Silhouetten fotografien

Fangen wir mal ganz vorne an. Eine Silhouette entsteht immer dann, wenn viel Gegenlicht vorhanden ist bzw. sich die Lichtquelle hinter dem Model befindet. Dadurch entsteht ein großer Unterschied zwischen Licht und Schatten bzw. hell und dunkel. Das Objekt wird dadurch fast komplett schwarz dargestellt und man erkennt nur noch dessen Umrisse. So entsteht der bekannte Scherenschnitt Effekt. Soviel sei zur Theorie gesagt, steigen wir nun direkt in die Praxis ein.

Gegenlicht für Silhouetten

Als Erstes benötigen wir ein interessant geformtes Objekt. Es sind also nicht Gesichtsausdrücke oder Emotionen gefragt, sondern nur Formen. Im Gegenlicht wird jedes Objekt auf seine Form reduziert. Für mich als Streetfotograf wäre das z.B. ein Mann mit Hut und Schirm. Für einen Aktfotografen wäre das ein schön geformter Körper. Natürlich kann man auch ein Paar, eine kleine Gruppe oder einen Sportler im Gegenlicht fotografieren. Wichtig ist, dass man die wesentlichen Dinge sieht und gewisse Accessoires gut zum Ausdruck kommen. 

Mann mit Hut

 

Interessante Formen eignen sich besonders für den Scherenschnitt-Effekt

Wie schon erwähnt, muss die Lichtquelle von vorne kommen. Wenn wir draußen sind, ist es wichtig, dass die Sonne tief steht. Also funktioniert es am besten bei Sonnenauf- bzw. -untergang. Nur dann ist es nämlich möglich, die Sonne hinter dem Objekt zu positionieren und so einen maximalen Gegenlichteffekt zu erzeugen. Wenn man es dann noch schafft, trotzdem ein paar Sonnenstrahlen durchkommen zu lassen, so bekommt man auf sehr einfach Weise einen zusätzlichen Erfolgsfaktor für ein emotionales Bild. 

Schöner Gegenlichteffekt

Um das Objekt am besten zu positionieren bzw. sichtbar zu machen, ist es auch nötig, dass der Hintergrund frei ist. Nur so kommt es gut zur Geltung und kann seine Form am besten präsentieren. Sucht Euch also einen Ort, wo keine störenden Objekte im Hintergrund von der Szene ablenken. Am einfachsten empfand ich es am See oder am Strand gegen das Wasser. Oder in einem Tunnel, wo das Licht so stark ist, dass alles überstrahlt wird.

Zusätzlich zur idealen Location ist es noch fast wichtiger, dass Ihr mit Eurer Kamera ganz tief geht. So wird das Objekt automatisch vor dem Himmel positioniert, welcher frei von störenden Elementen ist. So bekommt Ihr das Objekt auch einfacher vor die Sonne. Wenn Ihr es nicht schafft, die Person vor die Sonne zu bekommen, geht einfach näher ran oder sucht den Schatten, den die Person wirft. Positioniert Ihr Eure Kamera im Schattenwurf, seid Ihr automatisch am richtigen Ort und habt die Garantie für eine perfekte Silhouette. 

Auf einen freien Hintergrund achten

Nun fragt Ihr Euch sicher schon lange, was man denn in der Kamera einstellen muss, um solche Bilder zu machen. Eigentlich nichts Besonderes. Ihr stellt die Kamera in den P-Modus und drückt ab. Wenn Ihr die Sonne direkt hinter dem Objekt platziert, strahlt diese nicht direkt in die Kamera. Die Kamera versucht dann nicht, alle Bildstellen gleichmäßig hell zu bekommen. Dies gelingt ihr sowieso nicht, weil es in dieser Situation sehr helle und auch sehr dunkle Bildstellen gibt.

Also werden die hellen Bildstellen ausbrennen und die dunklen Bildstellen absaufen, was genau das ist, was wir wollen. Versucht auch nicht an der Messmethode zu schrauben und verwendet einfach nur die normale Integralmessung, bei der das gesamte Bild für die Belichtungsmessung beachtet wird. Es kann sein, dass Euer Autofokus nicht mehr funktioniert, wenn Ihr auf die Person fokussieren wollt. Dann versucht bitte, einen anderen Punkt, welcher in der gleichen Distanz zum Sensor ist, zu verwenden.

Einfach im P-Modus fotografieren

Zusammenfassend kann ich sagen, dass es sehr einfach ist, eine Silhouette zu fotografieren, wenn man ein paar Grundregeln beachtet. Natürlich muss der Inhalt und die Gestaltung auch stimmen, sonst wäre es schade um die Auslösung. Geht nun also bei tief stehender Sonne an den See oder aufs Land und sucht Euch ein interessantes Motiv. Nun müsst Ihr Euch nur noch in den Schatten legen und abdrücken. Viel Spaß…

Silhouetten fotografieren

P.S. Falls sich noch jemand wundert, warum ich die Bildbearbeitung nicht erwähne, der soll mal so ein Bild machen. Er wird dann sofort sehen, dass die Bilder fast genau so aus der Kamera kommen. Ihr müsst vielleicht noch etwas mehr Kontrast zufügen und das Schwarz noch etwas kräftiger machen. Aber eigentlich braucht es keine nennenswerte Bildbearbeitung.

Für solche Bilder braucht man nicht viel Bildbearbeitung

Die verwendete Ausrüstung sowie Einstellungen:

  • Olympus OM-D E-M5, E-M1, E-M10
  • Olympus 17mm f/1.8
  • P-Modus
  • Integralmessung

Ganz leicht - beeindruckende Gegenlichtaufnahmen

Scherenschnitt Effekte gegen die Sonne

Wenn Euch diese Bilder gefallen, interessiert Euch vielleicht auch folgender Film über die Arbeit von Streetfotograf Thomas Leuthard  

photokinaTV - Streetfotografie 2.0

 

8. Dezember 2014 - 15:30

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