Die ungleichen Brüder: Warum die Gradationskurve besser ist als die Tonwertkorrektur
Wer schon eine Weile mit Photoshop arbeitet, dem sind Tonwertkorrektur und Gradationskurve natürlich bekannt. Und Ihr wisst auch, dass sich mit beiden die Tonwerte und die Gradation eines Bildes und somit das, was der Betrachter Eurer Bilder als Brillanz wahrnimmt, steuern lässt.
In vielen Bereichen ähneln sich die Fenster für Tonwertkorrektur und Gradation. Mit beiden lassen sich die Tonwerte eines Bildes und die Gradation verändern.
Es stellt sich für jeden Anwender früher oder später die Frage: Brauche ich beide? Diese Frage möchte ich im heutigen Blogbeitrag beantworten.
Fenster Tonwertkorrektur:
Fenster Gradationskurve:
Beide Funktionen bieten eine Möglichkeit, die Eingabewerte und die Ausgabewerte des Bildes zu verändern.
Mit den Ein- und Ausgabewerten bestimmt bzw. verändert man die Tonwerte der Aufnahme. Es ist eine numerische Zuordnung. Dem Tonwert der Aufnahme (= Eingabewert) wird ein neuer Tonwert (= Ausgabewert) zugeordnet.
Die Eingabewerte (roter Rahmen) sind in der Tonwertkorrektur unmittelbar unterhalb des Histogramms dargestellt.. In der Gradationskurve sind sie ebenfalls unterhalb des Histogramms angeordnet.
Eingabewerte Tonwertkorrektur:
Eingabewerte Gradationskurve:
Die Ausgabewerte (blauer Rahmen) sind in der Tonwertkorrektur in der unteren Zeile unterhalb des Histogramms angeordnet; in der Gradationskurve sind sie in der senkrechten Achse links neben dem Histogramm.
Ausgabewerte Tonwertkorrektur:
Ausgabewerte Gradationskurve:
Der Mitteltonregler (Gammaregler, grüne Markierung) dient in der Tonwertkorrektur zur Steuerung der Helligkeit der Mitteltöne und damit auch der Veränderung der Gradation.
Mitteltonregler Tonwertkorrektur:
Die gleiche Funktion findet sich in der Gradationskurve in der senkrechten Achse in der Mitte beim Eingabewert 128.
Wird zum Eingabewert 128 der Ausgabewert verändert, indem der Anfasser auf der Gradationskurve senkrecht nach oben oder unten verschoben wird (grüner Pfeil) so ändert sich die Helligkeit der Mitteltöne und damit auch die Gradation des Bildes.
Dies entspricht genau einer Verschiebung des Mitteltonreglers in der Tonwertkorrektur.
Regelung Mitteltöne mit der Gradationskurve:
Wird die Gradationskurve nach oben gezogen - das entspricht in der Tonwertkorrektur einem Korrekturwert mit dem Gammaregler der größer ist als 1 - wird das Bild insgesamt heller. Die Gradation in den dunkleren Tönen wird steiler, in den helleren Bildtönen flacher.
Wird die Gradationskurve nach unten gezogen - das entspricht in der Tonwertkorrektur Werten zwischen 0 und 1 - ist es umgekehrt.
Soweit sind die Funktionalitäten absolut gleich und keines der beiden Werkzeuge bietet einen inhaltlichen Vorteil.
Wer jedoch die Gradation eines Bildes differenzierter verändern möchte, dem bietet die Gradationskurve zusätzliche Vorteile.
Erstens kann der Anfasser nicht nur am Tonwert 128, sondern an jeder beliebigen Stelle der Gradationskurve gesetzt werden.
Die eher subtilen Unterschiede sind im folgenden Bildpaar mit den dazugehörigen Einstellungen sichtbar.
Beispiel 1:
Und das passende Bild dazu:
Beispiel 2:
Und die Einstellungen dazu:
In der Gradationskurvendarstellung mit der grünen und der roten Linie sind zum Vergleich die Gradationskurve (128/192 grün und 32/65 rot) übereinander kopiert.
Der zweite und wirklich wesentliche Unterschied: In der Gradationskurve können nach Belieben bis zu 14 Anfasser gesetzt werden.
So kann die Gradationskurve dem jeweiligen Bild entsprechend sehr subtil angepasst werden.
Es können entweder alle Tonwerte verändert werden, beispielsweise mit der sehr beliebten S-Kurve, die die dunklen Töne abdunkelt und die hellen Tonwerte aufhellt.
Möglich ist natürlich auch, sehr gezielt nur einen kleinen Teil der Gradationskurve zu verändern. Das ist mit dem Gammaregler der Tonwertkorrektur nicht möglich.
Gradationskurve: bis zu 14 Anfasser
Fazit: Wer zur Bearbeitung seiner Bilder in den Mittleren Tonwerten keinen oder nur einen geringen Bedarf hat, der kann eines der beiden Instrumente zur Bildoptimierung verwenden.
Mancher Anwender findet die Tonwertkorrektur einfacher und anschaulicher als die Gradationskurve.
Für die differenziertere Bearbeitung ist die Gradationskurve der Tonwertkorrektur dank der bis zu 14 Anfasser jedoch deutlich überlegen.
Wie Ihr die Gradationskurve im "Expertenmodus" richtig einsetzt, erkläre ich Euch in einem anderen Beitrag.
Bis dahin - Euer Michael.
Und wenn Ihr mehr darüber wissen wollt, wie man die Gradationskurve richtig einsetzt, schaut Euch doch unseren passenden Film dazu an
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