Femme fragile - weibliche Kurven in der Produktfotografie - Das Shooting
Sex sells – man hört es doch immer wieder. Aber nicht nur in der Peoplefotografie kann man mit sinnlichen Kurven spannende Bilder entstehen lassen, sondern auch in der Produkt- oder Objektfotografie.
Bei diesem Fotoshooting bin ich mal ganz untypisch vorgegangen. Eigentlich steht vor dem Fotoshooting ja eine lange Planungsphase, in der alles bis ins Detail durchdacht wird. In diesem Fall wusste ich nur, dass ich Flaschen in einem sehr harten Licht fotografieren will. Warum eigentlich Flaschen? Mich haben daran die verschiedenen Formen fasziniert. Während die eine eher bauchig ist, ist die andere lang gestreckt. Ähnlich wie bei Menschen gibt es eine große Vielfalt, die man wunderbar in Bildern festhalten kann. Wie ich diese Bilder wirklich präsentiere, habe ich mir komplett offen gelassen. Und das Ergebnis hat mich selbst erstaunt.
Beginnen wir mit dem Lichtsetting. Um auch wirklich nur die Kurven meiner „Models“ herauszuarbeiten, habe ich mich für ein sehr einfaches Lichtsetting mit einem sehr harten Licht entschieden, bei dem wirklich nur ein leichter Schein an den äußeren Kanten der Flaschen entsteht. Wie auch in der Aktfotografie ist es manchmal viel interessanter und spannender, wenn man gar nicht alles sieht, sondern der Phantasie ein bisschen Raum lässt.
Ich habe 2 x 500Ws Blitze mit einem Striplight 150 x 25 cm inkl. Grid verwendet. Diese habe ich mit einem Abstand von ca. 3 cm frontal vor einen weißen Hintergrund gestellt und fast die volle Leistung genutzt.
Der Abstand zwischen den Blitzen betrug etwa einen Meter. Wie ich aus Erfahrung festgestellt habe, bekommt man eine schönere Spiegelung, wenn die spiegelnde Fläche nicht direkt auf dem Untergrund aufliegt. Somit bestand mein Aufbau aus einer dunkelgrauen Tischplatte, 4 gleichgroßen Gläsern als Abstandshalter und einer klaren Plexiglasplatte. Die Flaschen standen direkt an der hinteren Kante der Platte, also zwischen den beiden Blitzen.
Wenn ihr wie ich mit einer Plexiglasplatte arbeitet, hat es zwar den Vorteil, dass sie nicht so schwer ist und daher leichter zu handhaben ist. Ein großer Nachteil ist allerdings, dass das Plexiglas sehr kratzempfindlich ist. Wenn ihr also die Flaschen auf der Platte bewegt, müsst ihr sehr vorsichtig sein, damit ihr keine Kratzer in die Platte bekommt. Um Fingerabdrücke auf der Flasche zu vermeiden, könnt ihr Baumwollhandschuhe benutzen. Die bekommt ihr in jedem Drogeriemarkt für ca. 3 EUR.
Um den Bildaufbau und die Perspektive nur einmal wählen zu müssen, arbeite ich häufig mit dem Stativ. So auch hier. Meine Bilder sind alle mit den folgenden Kameraeinstellungen entstanden:
- ISO 100
- Verschlusszeit: 1/200s
- Blende: f/16
- Brennweite: 60mm
Je nachdem, wie viel Schärfentiefe ihr haben wollt, könnt ihr natürlich ein bisschen mit der Blende spielen, was bedeutet, dass ihr die Blitzleistung entsprechend anpassen müsst. Vielleicht variiert ihr auch einfach mal ein bisschen mit der Position der Flasche. Ihr könnte sie z.B. auch einfach mal auf den Kopf stellen oder sie mit farbiger Flüssigkeit füllen. Schaut doch einfach mal, welche Ergebnissen ihr mit kleinen Veränderungen erzielen könnt.
Ich hatte mir schon lange vorgenommen, eine Weinkaraffe zu fotografieren, die wir uns vor einigen Monaten gekauft haben. Die Form hat mich direkt fasziniert. Genauso war es mit der Sektflasche, die meine Eltern aus dem letzten Urlaub mitgebracht haben. Das 3. Model hat sich zwar sehr passiv, aber doch irgendwie direkt ins Shooting gemogelt. Die Vase stand bereits seit einiger Zeit auf dem Schminktisch, der als Requisite im Fotostudio steht. Bis zu diesem Tag ist mir die sehr klare Form gar nicht aufgefallen. Als nun aber die zwei Kolleginnen direkt daneben standen, war für mich klar, dass ich ihr tristes Dasein beenden musste. Kurze Zeit später stand sie auch schon im Rampenlicht und machte mein Trio somit komplett.
Um die richtige Position der einzelnen Flaschen zu finden, geht es manchmal nur um Millimeter. Besonders die Einprägungen auf der Weinkaraffe und der Sektflasche haben einige Anläufe gebraucht, bis ich die Position gefunden habe, die diese Details unterstreicht. Bei der Vase hingegen ging es eher darum, die Besonderheit der Öffnung richtig darzustellen. Je nach Art der Flasche gibt es also einige Unterschiede, die im Endeffekt das Bild erst besonders machen. Ich gehe dabei immer sehr behutsam vor und nehme immer nur sehr kleine Änderungen vor. Bedeutet also, ich habe die Flaschen Millimeter für Millimeter in verschiedene Richtungen gedreht, um die perfekte Position zu finden. Den Fokus habe ich dabei immer wieder manuell angepasst.
Aber auch bei mir sind die Bilder direkt aus der Kamera nicht immer perfekt. Warum auch? Wo doch die Arbeit mit Photoshop so viel Spaß machen kann. Und da ist bei diesem Projekt noch so einiges passiert. Im zweiten Teil dieses Beitrages erfahrt Ihr, welche Schritte noch notwendig waren, um schließlich das endgültige Bildergebnis zu bekommen.
Bis bald, Eure Yvonne.
Alle hier gezeigten Bilder und Texte unterliegen dem Urheberrecht des Autors.
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